"Licht und Schatten" auf der SYSTEMS 2007

26.10.2007
Klaus Dittrich, Geschäftsführer der Messe München, zog eine zwiespältige Bilanz der diesjährigen IT-Messe Systems: Auf der einen Seite habe man "hochgradig zufriedene Aussteller mit vollen Auftragsbüchern" verzeichnen können. Auf der anderen Seite brach die Zahl der Besucher ein und ging um etwas über 20 Prozent zurück.

Dittrich sagte vor der Presse, man werde in den kommenden Wochen analysieren müssen, welche Besucher man in den vier Tagen der Veranstaltung verloren habe. Endgültige Zahlen standen am Freitagmittag noch nicht fest. Dittrich sprach von über 40.000 Besuchern, die sich in den Messehallen informierten. 2006 waren es rund 53.500 Messebesucher gewesen (51.721 Besucher und 1.823 Kongressteilnehmer). "Wir haben uns offensichtlich ein zu ehrgeiziges Ziel gesteckt – bei weniger Messetagen die Zahl der Besucher zu steigern", so Dittrich.

Dittrich: Der Bahnstreik kostete die Messe viele Besucher.
Dittrich: Der Bahnstreik kostete die Messe viele Besucher.

Der Messechef führte zwei Gründe an, die den Besucherrückgang erklären könnten: Zum einen habe "auch der Lokomotivführerstreik der Messe viele Besucher gekostet". Zum anderen müsse man die reduzierte Besucherzahl auch auf die kürzere Messedauer zurückführen. Zum ersten Mal dauerte die Münchner IT-Messe statt fünf nur mehr vier Tage. Allerdings wollte Dittrich insbesondere letzteres Argument nicht zu hoch bewerten. Früher sei der erste Messetag immer sehr schwach besucht gewesen.

Positionierung bleibt

Prinzipiell aber sei die Ausrichtung der Messe richtig, sagte Dittrich. Die Messe hält an ihrer Positionierung als Business-zu-Business-Messe für den ITK-Markt fest. Die Messeverantwortlichen seien überzeugt, dass das "neue Konzept der Hallenkomprimierung und Laufzeitverkürzung sowie das neue hochwertige Ambiente" dazu beitragen würden, die Systems "in Zukunft für ihre Besucher wieder attraktiver" zu machen.

Zahl der Aussteller auch niedriger

Auch die Zahl der Aussteller verringerte sich gegenüber 2006 durchaus spürbar. Kamen vergangenes Jahr noch 1262 Hersteller, um ihre Produkte und Angebote zur Schau zu stellen, waren es 2007 lediglich 1198 aus 28 Ländern. Allerdings, so Dittrich, hätte die Messe allein aus dem Galileo-Umfeld rund 70 Aussteller verloren.

Die Aussteller hätten die um einen Tag verkürzte Laufzeit auf vier Tage und die Verdichtung der Ausstellung auf fünf Messehallen allerdings ausdrücklich begrüßt, sagte der Messechef weiter.

Gut angenommen: die Kongresse und Konferenzen

Zufrieden äußerten sich die Veranstalter der insgesamt neun Konferenzen und Kongresse, die im Rahmen der Systems stattfanden. Die großen Themen der diesjährigen Messe – Open Source, Security und und die parallel veranstaltete Communications World – hätten sich sehr erfolgreich entwickelt. "Der Open-Source-Kongreß war teilweise überbucht. Da mussten wir Leute abweisen", sagte Dittrich.

Dittrich zitierte Michael Friemel, den geschäftsführenden Gesellschafter bei CSS: "Bisher ist die diesjährige SYSTEMS sehr gut für uns verlaufen. Nach der Enttäuschung im letzten Jahr sind wir mit geringen Erwartungen angereist und positiv überrascht. Man merkt, dass sich die Messegesellschaft große Mühe gibt. Bisher konnten wir gute Kontakte knüpfen, haben sehr viele Interessenten und erfahren die Systems als hilfreiche Netzwerkplattform."

Mehr Leads mit konkreten Investitionsabsichten

Die Aussteller hätten sich "unisono mit dem Messeverlauf, der Anzahl der Geschäftskontakte am Stand und der Qualität der Gespräche hochzufrieden" gezeigt. Hans-Walter Siegmund, Geschäftsführer Deutschland der Mesonic Business Software habe gesagt, die meisten der Besucher seiner Firma seien mit reellen Investitionsabsichten gekommen. Man werde nächstes Jahr sicher wieder auf die Systems kommen.

Trendthemen gut besucht

Die Trendthemen der diesjährigen Systems stießen nach Aussagen von Dittrich auf großes Interesse. Das galt für SOA (Service Orientierte Architekturen) und SaaS (Software-as-a-Service) genauso wie für Open Source, mobile Lösungen und IT-Sicherheit. Die Vorträge im Rahmen des "SOA-Talks" waren gut besucht, die Konferenzen zu Open Source teilweise überbucht. Das Zukunftsthema "Green IT", auf der Systems erstmals thematisiert, habe große Resonanz gefunden. Gleiches galt für die Job-Initiative, die sowohl von den Ausstellern als auch vom Branchenverband Bitkom ausdrücklich begrüßt worden seien.

Dittrich erhofft sich für das kommende Jahr eine größere Beteiligung der Branchenschwergewichte wie etwa Microsoft. Wenn diese sich wieder in größerer Zahl beteiligten, würde dies der Systems helfen. Dittrich weiter: "Die Systems ist richtig aufgestellt für die Informationsbedürfnisse der ITK-Entscheider und als Networking-Plattform der Branche. Um bei den Besucherzahlen in den nächsten Jahren wieder zu wachsen, benötigen wir die Unterstützung der Key-Player der Branche, von denen derzeit einige der Systems fernbleiben."

Weitere Stimmen von Herstellern

Von der COMPUTERWOCHE befragte Hersteller zeichneten ebenfalls kein negatives Bild von der Münchner IT-Messe. Ingo Wachter, Vorstand der PGP Corporation, bestätigte, dass der "Besucherandrang gut war und die Verkürzung auf vier Tage sich ausgezahlt hat." Auch sei die "Qualität der Gespräche am Stand sehr gut." Wachter fiel auf, dass "die Interessen im Security-Bereich immer spezialisierter werden und sich die Besucher immer gezielter informieren möchten". Seine Bilanz und Aussicht für 2008: "So wie es derzeit aussieht, kommen wir 2008 wieder". Pech für die die Hannoveraner Konkurrenz: "Die CeBIT 2008 wird wahrscheinlich ohne uns stattfinden, weil wir auf der Systems besser unser Zielpublikum erreichen können", so Wachter.

Thomas Kohl, Geschäftsführer von Deny All Security Solutions, schlug in die gleiche Kerbe. "Die Verkürzung zahlt sich wirklich aus". Sein Unternehmen verzeichne

"eindeutig mehr Besucher". Zudem wäre "die Qualität der Leads besonders am ersten Messetag hervorragend" gewesen. Kohl attestiert, was auch Dittrich reklamiert hatte: "Die Messe München hat im Vorfeld der Systems die richtige Marketing-Kampagne gefahren". Auch Kohl und seine Firma werden nächstes Jahr wiederkommen. Allerdings fragt sich der Geschäftsführer – möglicherweise eingedenk der sinkenden Besucherzahlen – "ob es die Systems 2008 überhaupt noch gibt".

Susanne Pawlik aus dem Marketing der Defense AG, gab unumwunden zu, man habe "Angst vor dem Dienstag als ersten Tag gehabt. Das war aber unbegründet." Insbesondere der Mittwoch sei super gewesen. Aber auch Pawlik stellt die Existenzfrage: "Trotzdem entsteht bei uns der Eindruck, dass die Systems allmählich verschwindet." Ob die Defense AG 2008 wieder an der Systems teilnimmt, "wird noch diskutiert."

Nächste Systems: vom 21. bis 24. Oktober 2008

Die nächste Systems findet vom 21. bis 24. Oktober 2008 auf der Neuen Messe München in Riem statt.