Microsoft geht mit neuem CRM-Release auf die Zielgerade

11.01.2007
Partner sollen frühzeitig Zugriff auf "Dynamics CRM 4.0" bekommen, um sich mit dem neuen Kunden-Management-System vertraut zu machen.

Microsoft wird seine Roadmap für das neue CRM-Release, das derzeit unter dem Codenamen "Titan" entwickelt wird, einhalten, versprach Brad Wilson, General Manager für Microsoft Dynamics CRM. "Wir haben gesagt, dass Titan im Sommer 2007 herauskommen wird, und genauso wird es sein."

Titan, das als Dynamics CRM 4.0 auf den Markt kommen wird, soll als erste Microsoft-CRM-Lösung auf einer Mehrmandanten-Architektur basieren. Anwender sollen das Kunden-Management-System auf drei Arten nutzen können: als herkömmliche On-Premise-Version sowie als entweder von Microsoft selbst oder einem Partner gehostete Lösung (siehe auch: Microsoft trimmt CRM stärker auf On-Demand). Trotz der unterschiedlichen Nutzungsarten werde die Software eine einheitliche Codebasis besitzen, hieß es. Microsoft will die gehostete CRM-Variante unter Dynamics Live CRM vermarkten. Damit reiht sich Titan neben Windows Live und Office Live als drittes Produkt in Microsofts Software-as-a-Service-Familie (SaaS) ein.

Titan werde mehr Zugriffsmöglichkeiten bieten, kündigte Wilson an. Beispielsweise sollen Nutzer über Microsoft Outlook, einen Web-Browser und verschiedenste mobile Geräte auf das Kunden-Management-System zugreifen können. Ähnliche Strategien verfolgen auch die Konkurrenten. SAP beispielsweise hat gemeinsam mit Microsoft mit "Duet" eine Lösung Entwicklung, damit Office-Nutzer direkt aus den Microsoft-Programmen heraus auf die SAP-Applikationen im Backend zugreifen können (siehe auch: Office und ERP kommen sich näher). Auch Oracle bemüht sich derzeit, den Anwendern ein einheitliches und einfach zu bedienendes Frontend zur Verfügung zu stellen, um die eigenen Business-Anwendungen zu nutzen (siehe auch: Oracle sucht den Weg auf den Desktop).

Aufgrund der Mehrmandantenfähigkeit wird es auch für die Partner attraktiver, das neue CRM-Produkt aus dem Hause Microsoft im Mietverfahren anzubieten. Mussten sie früher für jeden Kunden individuell konfigurierte Instanzen des CRM-Systems auf separaten Servern einrichten, lassen sich mit Dynamics CRM 4.0 mehrere Kunden auf einem einzelnen CRM-System betreiben, wobei jeder dennoch eine eigene Umgebung erhält. Damit sinken die Betriebskosten für die Partner. Davon profitieren könnten letztendlich auch die Anwender, wenn die Partner die sinkenden Kosten als Preisnachlässe weitergeben.

Noch im ersten Quartal 2007 sollen rund 300 Partner Zugriff zu Titan bekommen. Diese Zahl soll im zweiten Vierteljahr auf über 1000 Partnerunternehmen wachsen. Diese sollen sich in dieser Einführungsphase mit dem neuen System vertraut machen, erläuterte Wilson die Absichten des Softwareherstellers. Vor allem die Möglichkeiten in Sachen Mehrmandatensysteme und Hosting erforderten etwas Einarbeitungszeit. Darüber hinaus erhofft sich der Softwarekonzern Feedback, um in der Betaphase Fehler beseitigen und Verbesserungen implementieren zu können. Außerdem könnten die Partner frühzeitig beginnen, Erweiterungen rund um Dynamics CRM 4.0 zu entwickeln.

Offenbar sucht Microsoft beim Thema Mietsoftware den Schulterschluss mit seinen Partnern. Im Sommer vergangenen Jahres, als erste Informationen zu dem neuen CRM-System durchsickerten, gab es einige Unruhe (siehe auch: Microsoft setzt mit eigenen CRM-on-Demand seine Hosting-Partner unter Druck). Zunächst schien es nicht klar, wie sich die Hosting-Angebote Microsofts von denen der Partner unterscheiden sollten. Mittlerweile scheinen die Claims etwas genauer abgesteckt. Während Microsoft eine standardisierte Version seines CRM-Systems im Hosting-Verfahren anbieten wird, sollen kundenspezifische Anpassungen und Erweiterungen durch die Partner erfolgen.

Titan wird in 24 Sprachversionen auf den Markt kommen, erläuterte Wilson. Es werde jedoch auch möglich sein, verschiedene Sprachen in einer CRM-Instanz zu nutzen. Die Live-Variante werde allerdings zunächst nur in Nordamerika verfügbar sein. Über die internationalen Pläne sowie Preismodell konnte beziehungsweise wollte der Microsoft-Manager noch keine Angaben machen. Er versprach jedoch, dass der Konzern seine Live-Version so schnell wie möglich auch international ausrollen werde.

Zusätzlich zu Dynamics Live CRM werde es einen Online-Marktplatz geben, auf dem Partner Erweiterungen und eigene Lösungen rund um Microsofts CRM-Lösung anbieten können. Wilson hofft, damit eine Community für das eigene System aufzubauen. Dieses Konzept ist jedoch nicht neu. So arbeitet beispielsweise On-Demand-Pionier Salesforce-com bereits seit über einem Jahr kontinuierlich am Ausbau seiner AppExchange-Plattform (siehe auch: Salesforce.com will AppExchange monetarisieren). Laut dem Salesforce.com-Management bieten Partner derzeit über 400 Lösungen auf dem Online-Marktplatz an. (ba)