Facebook, Twitter, XING & Co.

Mit Social Media auf Kundenfang

09.04.2011
Von 
Jürgen Mauerer ist Journalist und betreibt ein Redaktionsbüro in München.

Unternehmen fürchten Verrat von Betriebsgeheimnissen

Filme mit Know how: Westaflex veröffentlicht auf seinem eigenen You Tube-Kanal auch Schulungs-Videos.
Filme mit Know how: Westaflex veröffentlicht auf seinem eigenen You Tube-Kanal auch Schulungs-Videos.
Foto: Westaflex

Doch Westaflex ist eine Ausnahme unter den mittelständischen Unternehmen. Das Gros scheut (noch) den Einstieg in die Social-Media-Welt. "Gründe sind vor allem die Angst vor zu hohen Investitionen, vor zu großer Transparenz, negativer Kritik und dem Verrat von Betriebsgeheimnnissen etwa durch twitternde Mitarbeiter", erläutert Thomas Euler, Strategieberater für Social Media bei Eck Kommunikation. Doch seiner Meinung nach kann kein Unternehmen künftig das Mitmach-Web am Arbeitsplatz aus Angst vor den Sicherheitsrisiken ignorieren. "Social Media stellt eine neue Umweltbedingung dar, ist weit verbreitet und wächst stetig", so Euler.

Deutsche Bürger lieben soziale Netzwerke

In der Tat: Mehr als 30 Millionen Deutsche nutzen dem IT-Branchenverband Bitkom zufolge regelmäßig soziale Netzwerke. Und die Zahlen steigen täglich. Die verschiedenen Social-Media-Kanäle stehen für ein stärker vernetztes, offenes Internet, das jeder Nutzer als Teil eines Netzwerks aktiv mitgestalten kann. Jeder kann Inhalte wie Text, Bilder, Videos publizieren und dann mit anderen Nutzern diskutieren. Das Besondere: Dieser Austausch ist öffentlich, jeder kann am Gespräch teilnehmen.

Chief Listening Officers sammeln Social-Media-Daten

Unternehmen müssen sich daher fragen: Worüber sprechen die Menschen in den Foren, Blogs, durch Mikroblogging auf Twitter oder in Bewertungsportalen? Bin ich als Unternehmen, sind meine Themen, Produkte und Marken Bestandteil von Gesprächen, Videos, Fotos? "Das Monitoring der Social-Media-Kanäle stellt bereits eine Art Marktforschung dar. Wenn ein Unternehmen sich nicht aktiv beteiligt, sollte es zumindest wissen, was die Nutzer über die eigene Branche oder einen selbst schreiben", sagt Thomas Euler. Große Unternehmen wie Dell oder Kodak haben dazu seit kurzem den Posten eines "Chief Listening Officer" geschaffen, der die Daten aus allen Kanälen sammelt, auswertet und im Unternehmen an die richtigen Leute weiterleitet.

Mit den richtigen Leuten ins Gespräch kommen

"Für den Mittelstand gelten aber völlig andere Voraussetzungen als für Großunternehmen", meint Mirko Lange, Inhaber und Geschäftsführer der Münchner PR-Agentur talkabout communications, die sich auf Social Media spezialisiert hat. "Über große Unternehmen wird im Internet sehr viel gesprochen. Sie müssen darauf reagieren, um ihr Image zu stärken oder zu verändern. Bei mittelständischen Unternehmen sieht das ganz anders aus. Über sie wird zu wenig gesprochen. Bei ihnen geht es mehr darum, überhaupt mit den richtigen Leuten ins Gespräch zu kommen und sich bei diesen als kompetenter Gesprächpartner zu etablieren", so Lange, der unter anderem Studienleiter an der Social Media Akademie und der Bayerischen Akademie für Werbung ist.