Leichtsinn im Sicherheitsdenken

Wirtschaftskriminalität erobert deutsche Unternehmen

13.01.2010
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Die Wirtschaftskriminalität nimmt in Deutschland laut KPMG sprunghaft zu, insbesondere im Internet. Betroffen sind davon vor allem mittelständische Unternehmen, die den Schutz oft immer noch auf die leichte Schulter nehmen. Die Schäden sind jedoch immens.

37 Prozent der Unternehmen in Deutschland waren laut KPMG in den letzten drei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität. Mehr als zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) gehen davon aus, dass das Ausmaß wirtschaftskrimineller Handlungen weiter zunehmen wird. Das zeigt eine Umfrage unter 300 Unternehmen (davon knapp die Hälfte aus dem Mittelstand), die das Emnid-Institut im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG durchgeführt hat.

Mittelständische Unternehmen wähnen sich sicher

Laut Frank Hülsberg, Leiter des Bereichs Forensic bei KPMG, unterschätzen vor allem mittelständische Unternehmen trotz dieser alarmierenden Ergebnisse noch immer die Gefahr, Opfer von Wirtschaftskriminalität zu werden. Jedes zweite, so der Experte, wiege sich in trügerischer Sicherheit. 56 Prozent sind der Meinung, ihr Betrieb sei weniger anfällig für Wirtschaftskriminalität als ein Großunternehmen. Drei von vier mittelständischen Unternehmen (76 Prozent) glauben gar, ihre Präventionsmaßnahmen seien ausreichend.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Der Umfrage zufolge setzen viele Inhaber, insbesondere familiengeführte Unternehmen, bei ihren Mitarbeitern auf das Vertrauensprinzip. Dadurch machen sie sich aber auch angreifbarer, denn die Erfahrung zeigt, dass grundlegende Kontrollmechanismen wie die Funktionstrennung und das Vieraugenprinzip oft vernachlässigt werden. Laut Umfrage ist für 69 Prozent der mittelständischen Unternehmen die Gelegenheit zum Vertrauensmissbrauch die wichtigste Ursache für wirtschaftskriminelle Taten. Die Studie zeigt, dass sich in mittelständischen Betrieben Mitarbeiter überwiegend mit externen Dritten zusammentun, um dem Betrieb Schaden zuzufügen. Dies war in zwei von drei Fällen wirtschaftskrimineller Handlungen der Fall (62 Prozent). Bei Großunternehmen dagegen liegt diese Quote bei nur 40 Prozent.

Geschäft mit sensiblen Informationen blüht

Bei jedem dritten mittelständischen Unternehmen wurden laut Umfrage Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse oder Schutz- und Urheberrechte verletzt. Und wiederum nur ein gutes Drittel gibt an, über Schutzkonzepte für vertrauliche Unterlagen zu verfügen. Bei Großunternehmen hat inzwischen bereits jedes zweite dafür entsprechende Strukturen geschaffen. Hülsberg: "Gerade in Krisenzeiten blüht das Geschäft mit dem Verkauf sensibler Informationen an Wettbewerber oder Kriminelle. Der Verlust von sensiblen Entwürfen oder Formeln kann für ein innovationsgetriebenes mittelständisches Unternehmen aber existenzbedrohend sein."