Europa-Studie

Deutsche IT-Dienstleister haben Entwicklung verschlafen

08.12.2009
Von 
Diego Wyllie hat Wirtschaftsinformatik an der TU München studiert und verbringt als Softwareentwickler und Fachautor viel Zeit mit Schreiben – entweder Programmcode für Web- und Mobile-Anwendungen oder Fachartikel rund um Softwarethemen.
Im Vergleich zu ihren europäischen Wettbewerbern setzen deutsche Systemhäuser im Mittelstand noch verhältnismäßig häufig auf klassische Service- und Abrechnungsmodelle. Dabei nutzen sie die Chancen neuer Konzepte wie etwa der "Managed Services" viel zu wenig.

Das geht aus einer aktuellen Umfrage zu den Herausforderungen für IT-Dienstleister im KMU-Umfeld hervor, die der globale Anbieter von IT-Automatisierungs-Software Kaseya heuer in Auftrag gegeben hat. Über zweitausend Systemhäuser aus Deutschland, Großbritannien und den Benelux-Staaten beantworteten dafür detaillierte Fragen zu ihren Geschäftsmodellen, Herausforderungen und Zukunftserwartungen. Danach basieren die entscheidenden Wettbewerbsvorsprünge nicht mehr auf dem Kampf um Hard- und Softwaremargen, sondern entscheiden sich zunehmend im Service-Umfeld. Überraschend ist die Erkenntnis, dass viele der befragten deutschen IT-Dienstleister im Mittelstand noch überdurchschnittlich häufig auf klassische zeit- und ressourcenintensive Service- und Abrechnungsmodelle setzen. Da diese Arbeitsweise IT-Dienstleister allerdings einem hohen Kosten- und Zeitdruck aussetzt, so der Tenor der Studienautoren, dürfte der Zwang zu Veränderungen im deutschen Markt besonders hoch ausfallen.

Moderne Zeitverträge sind nahezu unbekannt

So verfolgen hierzulande erst sechs Prozent der befragten IT-Dienstleister ein Managed Services-Modell. Dem gegenüber stehen 87 Prozent, die ihre Services auf der Grundlage des klassischen Prinzips mit Abrechnung nach Aufwand leisten sowie sieben Prozent, die ihr Dienstleistungsgeschäft nach einem Blockstunden-Modell betreiben. Damit hinke Deutschland einer europäischen Entwicklung, die von der Benelux-Region angeführt wird, deutlich hinterher. Denn dort generieren bereits gut 70 Prozent der lokalen Systemhäuser ihre Umsätze mit modernen Zeitverträgen oder einem monatlichen Festpreis für Wartungsdienste.