Global Graphics "gDoc"

PDF und XPS geht auch benutzerfreundlich

14.05.2009
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Gary Fry ist ein alter Adobe-Hase. Als neuer CEO von Global Graphics will er mit "gDoc" nun beweisen, dass der Umgang mit PDF- und XPS-Dateien benutzerfreundlicher sein kann als bei Acrobat und -Clones.

PDF von Adobe hat sich längst als De-facto-Standard für elektronische Dokumente etabliert (XPS von Microsoft arbeitet derzeit noch eher im "Hintergrund", wird aber spätestens mit Windows 7 mehr Verbreitung finden). Und das Erzeugen einer PDF-Datei ist mit aktueller Office-Software wie Microsofts Office 2007 auch denkbar einfach geworden.

Ganz anders aber sieht es aus, wenn man bereits vorhandene PDFs umbauen oder um weitere Inhalte aus verschiedenen Applikationen ergänzen möchte. Dazu braucht man die teure Vollversion von Acrobat oder ein vergleichbares Programm. "Acrobat Professional" und Co. zielen aber eigentlich auf ganz andere Anwendungsbereiche und bringen daher jede Menge unnötigen Ballast mit. Außerdem ist die Bearbeitung von PDFs damit nicht unbedingt intuitiv für Anwender, die aus Consumer-Produkten und populären Web-Angeboten längst andere Benutzerschnittstellen gewöhnt sind.

Dem will Global Graphics, dessen bisherige PDF-Produktlinie "Jaws" nicht zuletzt dank Actino Software in Deutschland nicht ganz unbekannt ist, nun mit seiner neuen Software "gDoc" abhelfen. Im Wesentlichen handelt es sich bei gDoc um eine grafische Oberfläche für eine mächtige Plattform für elektronische Dokumente ("eDocument Library"), die das britische Unternehmen schon vorher im Programm hatte, aber bisher nicht an Endkunden vermarktete.

gDoc erscheint am kommenden Montag und lässt sich dann von der Homepage des Herstellers herunterladen. Man kann die Software kostenlos testen, erhält aber damit nur Dokumente, die mit einem Wasserzeichen versehen sind. Wem gDoc gefällt, der kann das Programm für 49 Euro zur Version "Creator" (Druckertreiber, Office-Makros und Konverter zu PDF/XPS) oder für 99 Euro zur "Fusion"-Vollversion mit Viewer und Editor für PDF/XPS freischalten. Für Unternehmen bietet Global Graphics natürlich Mengenrabatte und auf Wunsch auch Customizing an.

Das User Interface (UI) von "gDoc Fusion" arbeitet vor allem mit Drag and Drop. So genannte Knowledge Worker können damit

  • PDF- und XPS-Dokumente ansehen

  • neue PDF- und XPS-Dokumente aus Word, Excel und PowerPoint erzeugen, ohne dass diese Programme selbst installiert sein müssten

  • neue PDF- und XPS-Dokumente aus jeder Anwendung erstellen, die drucken kann (über Windows-Druckertreiber)

  • neue Dokumente aus bereits vorhandenem Material zusammenstellen

  • Seiten innerhalb eines Dokument neu anordnen, drehen und beschneiden, kleine Änderungen am Text vornehmen, Lesezeichen und Kommentare hinzufügen, sensible Informationen redigieren und sicher speichern

gDoc unterstützt die gängigen Dateiformate von Microsoft Office, und zwar sowohl die "alten" binären als auch das OOXML von Office 2007 (.docx, .xlsx, .pptx), nicht aber ODF-Dateien aus OpenOffice.org, das ja aber schon von Haus aus PDF-Export mitbringt. Neben PDF und XPS speichert gDoc auch im Word-Format, um etwa den Text aus Dokumenten wieder zu erschließen, deren Quelle man nicht mehr hat oder findet. Zunächst gibt es die Software nur für Windows (ab XP), eine plattformunabhängige Programmierung mit Qt schließt aber spätere Ports auf beispielsweise Mac OS X oder Linux nicht aus.

Für die Weiterentwicklung von gDoc setzt Global Graphics laut CEO Fry auf eine Plug-in-Architektur. Über Erweiterungen für etwa Dateiformat-Sonderwünsche aus vertikalen Märkten sollen zusätzliche Funktionen bereitgestellt werden, ohne damit die Software und deren Preis für die gesamte Anwenderschaft unnötig aufzublähen (ein dezenter Seitenhieb gegen den früheren Arbeitgeber).

Die 1996 gegründete Global Graphics bringt (mit Vorläufern) mehr als 20 Jahre Erfahrung mit Drucksoftware mit - sie produziert unter anderem populäre RIPs, beliefert Softwarefirmen wie Quark ("XPress") mit PDF-Subsystemen und hat 2006 für Microsoft die XPS-Referenzarchitektur entwickelt. Weil aber die Print-Branche schrumpft, will die Firma sich nun neue Märkte erschließen.