Kritik an "Bürgerjournalismus"

Achterbahnfahrt für Apple-Aktie nach Bericht über Jobs-Gesundheit

06.10.2008
Ein umgehend dementierter Internet-Bericht über angebliche Herzprobleme von Apple-Chef Steve Jobs hat am Freitag die Aktie des iPhone- und iPod-Herstellers auf Achterbahnfahrt geschickt.

Das Papier fiel binnen weniger Minuten um 5,4 Prozent, nachdem es auf einer CNN-Website für "Bürgerjournalisten" unter Berufung auf Insider hieß, Jobs sei mit Herzbeschwerden in ein Krankenhaus gebracht worden. Apple-Sprecher dementierten dies prompt in zahlreichen US-Medien. Die Aktie ging auf Erholungskurs, beendete den Tag aber trotzdem mit einem Minus von gut drei Prozent bei 97,07 Dollar.

Die Gesundheit des Konzernchefs, dem ein entscheidender Anteil am Erfolg der Apple-Produkte beigemessen wird, wird von Investoren seit Monaten verschärft beobachtet. Auslöser war ein Gewichtsverlust, der bei einer Veranstaltung im Juni aufgefallen war. Jobs selbst räumte in einem Gespräch mit der "New York Times" später eine Behandlung wegen gesundheitlicher Probleme ein, die jedoch nicht lebensbedrohlich gewesen seien. Jobs hatte vor einigen Jahr eine Krebserkrankung besiegt.

Der Vorfall löste in den USA eine Diskussion über den Bürger- und Internet-Journalismus aus. Auf der "Bürgerjournalisten"-Seite von CNN war der Bericht noch eher wenig beachtet worden. Wucht bekam er erst, als darüber das populäre Technologie-Blog "Silicon Alley Insider" berichtete. Der Gründer des Blogs, der frühere Wall-Street-Analyst Henry Blodget, erklärte später, man habe Apple nicht für einen Kommentar erreichen können, sich angesichts der Brisanz der Geschichte trotzdem zur Veröffentlichung entschieden. CNN weist zwar darauf hin, dass der Sender nicht für den Inhalt der "Bürgerjournalisten"-Seite verantwortlich ist. Blodget deutete jedoch an, dass allein das Auftauchen des Berichts auf einer von dem Nachrichtensender betriebenen Website ihm in seinen Augen mehr Glaubwürdigkeit verliehen habe. (dpa/tc)