EMEA-Chef von HP

Kasper Rorsted: Der Rausschmiss bei HP hat sich gelohnt

11.04.2008
Der ehemalige EMEA-Chef von HP, Kasper Rorsted, hat die Entlassung aus der IT-Branche genutzt: Er steigt an die Spitze des Henkel-Konzerns auf. Seine einstige Chefin Carly Fiorina, die ihn vor Jahren feuerte, ist heute Geschichte.

Ein Quereinsteiger tritt in der kommenden Woche als neuer "Mister Persil" an. Kasper Rorsted übernimmt nach der Hauptversammlung am Montag die Führung des DAX-Unternehmens Henkel. Er ist der vierte Chef des Konzerns, der nicht aus der Gründerfamilie stammt. Im Unterschied zu seinen Amtsvorgängern musste sich Rorsted aber nicht Schritt für Schritt im Konzern nach oben arbeiten. Der gebürtige Däne wechselte erst vor drei Jahren aus der Computerbranche zu dem Waschmittel-, Klebstoff- und Kosmetikhersteller. Keine zwei Jahre später stand fest, dass Rorsted 2008 neuer Konzernchef wird.

"Beschleunigung" ist ein Wort, das Rorsted in diesen Tagen nennt, wenn er auf seine Pläne bei Henkel angesprochen wird. Die Strategie stimme, der Konzern müsse aber schneller und effizienter werden. Er verweist auf die gestiegenen Rohstoffkosten und auf Konkurrenten von Henkel, die sich ebenfalls besser aufstellten. Vor diesem Hintergrund sei das Sparprogramm mit dem Abbau von weltweit etwa 3.000 Stellen zu sehen, das noch der alte Konzernchef Ulrich Lehner vor sechs Wochen bekannt gab. Die Umsetzung des Sparprogramms, mit dem die Kosten bis 2011 um 150 Millionen Euro sinken sollen, ist Aufgabe von Rorsted.

Eine Schonfrist von 100 Tagen dürfte für ihn ohnehin nicht gelten. Henkel hat in der vergangenen Woche die größte Übernahme in der mehr als 130-jährigen Firmengeschichte vollzogen. Die Düsseldorfer kauften für rund 3,7 Milliarden Euro Klebstoffgeschäfte von Akzo Nobel. Damit kamen 5.500 Mitarbeiter zu den 53.000 "Henkelanern" hinzu. Rorsted kündigte wie sein Amtsvorgänger Lehner eine zügige Integration der Geschäfte an, mit denen Henkel seine weltweit führende Position bei Klebstoffen festigt. Klebstoffe für Industriekunden, Handwerker und Konsumenten stehen künftig für über die Hälfte des Konzernumsatzes.

Die einstige IT-Ikone Carleton Carly Fiorina hat den Grundstein für die Sanierungsarbeiten ihres Nachfolgers Mark Hurd gelegt.
Die einstige IT-Ikone Carleton Carly Fiorina hat den Grundstein für die Sanierungsarbeiten ihres Nachfolgers Mark Hurd gelegt.

Rorsted kann also auch "Mister Pritt" genannt werden, obwohl er kein Klebstoffexperte ist. Er studierte Wirtschaftswissenschaften in Kopenhagen und Harvard. Seine Karriere startete er bei amerikanischen Unternehmen der Computerbranche, darunter Oracle, DEC und Compaq. Bei Hewlett Packard (HP) schließlich war er zuletzt Europa-Chef und damit für 40.000 Mitarbeiter und 20 Milliarden Euro Umsatz verantwortlich. Nach miesen Zahlen wurden Rorsted und andere HP-Führungskräfte im Sommer 2004 von der damaligen Firmenchefin Carly Fiorina entlassen. Auf Henkel sei er am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in Davos aufmerksam geworden, als ein Manager von seiner 30-jährigen Tätigkeit im Düsseldorfer Konzern erzählte. Das habe ihn aufhorchen lassen. Für Henkel als Arbeitgeber habe er sich wegen des Potenzials des Unternehmens entschieden.

Bei Henkel legte Rorsted eine Blitzkarriere hin. Im April 2005 startete er als Mitglied der Geschäftsführung und krempelte den Einkauf um. Nur zwei Jahre später wurde er Stellvertreter von Lehner. Der 61-Jährige wird im Anschluss an die Hauptversammlung verabschiedet. Er führt künftig den Aufsichtrat der Deutschen Telekom. Mit dem 46-jährigen Rorsted erfolgt an der Spitze des familiendominierten Unternehmens ein klarer Generationswechsel. Auch andere wichtige Positionen wurden jüngst mit Quereinsteigern besetzt. So wird das wichtige Klebstoffgeschäft ab Oktober von Thomas Geitner verantwortet, der zuletzt in der Telekommunikationsbranche tätig war, nämlich als Vorstandsmitglied von Vodafone. Der Manager galt einst auch als Kandidat für den Chefposten bei T-Systems.

Rorsted lebt seit 1991 in Deutschland. Seine Familie will in den Schulferien von München an den Rhein umziehen, wie im Rorsteds Umfeld verlautete. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Die vergangenen drei Jahre als "Strohwitwer" in Düsseldorf nutzte er dazu, um sich ein rundes Bild vom Absatz der vielen Henkel-Produkte zu machen - nicht nur in den Bilanzen, sondern auch beim Einkauf im Supermarkt. (dpa/ajf)