Cloud verändert die Rolle der IT

Keine Wolke Sieben für die IT

16.09.2012
Von John Thielens
Immer mehr Unternehmen beziehen immer mehr Anwendungen aus der Cloud. Das verändert die Rolle der IT nachhaltig. Lesen Sie, welche vier Aufgaben eine Cloud-affinine IT lösen muss.
Eine IT, die fit für das Cloud-Modell werden will, darf sich nicht auf die faule Haut legen.
Eine IT, die fit für das Cloud-Modell werden will, darf sich nicht auf die faule Haut legen.
Foto: Fotolia/Alphaspirit

Wenn Cloud Computing zum hauptsächlichen Betriebsmodell eines Unternehmens wird, bedeutet das für die IT-Abteilung eine massive Umstellung. Sie agiert dann nicht mehr als Systemadministrator, sondern wird zum Serviceadministrator; sie übernimmt die Aufgabe eines Vermittlers, der die Benutzer unterstützt und ihnen hilft, Cloud-basierende Anwendungen optimal zu nutzen. Folgende vier Aufgaben muss die IT-Abteilung lösen, wenn sie sich in dem neuen Betriebsmodell optimal positionieren will:

1. Die offenen Fragen der Security beantworten

Zuerst einmal muss die IT ihre Aufgaben in Sachen Sicherheit überdenken. Die bestanden bislang darin, sämtliche Sicherheitsfunktionen zu verwalten und den Zugang zu Daten und Systemen zu schützen. Nach dem Umzug in die Cloud werden die meisten dieser Sicherheitsfunktionen jedoch vom Cloud-Provider bereitgestellt.

Dies bedeutet für die IT, dass sie in Sachen Sicherheit künftig zwischen den Geschäftsbereichen und dem Cloud-Provider vermitteln muss. Ihre Aufgabe wird es sein, den Geschäftsbereichen das Sicherheitsmodell des Cloud-Providers verständlich zu machen. Mehr noch: Sie muss dem Cloud-Provider helfen, ein Sicherheitsmodell aufzubauen, das den Anforderungen der Geschäftsbereiche gerecht wird.

2. Sich selbst als Berater aufstellen

Als nächstes muss sich die IT neu definieren: als zuverlässigen Berater für das Business. Wenn die Geschäftsbereiche ohne Rücksprache mit der IT frei wählen können, welche Cloud-basierenden Anwendungen sie nutzen möchten, wird die IT anders angesehen werden als bisher: Sie ist nicht mehr die "Produktivitätsbremse", sondern sie gilt als jemand, der im Interesse der Geschäftsbereiche tätig ist.

Die Aufgabe der IT kann es nun nicht mehr sein, den Geschäftsbereichen strikt vorzuschreiben, welche Anwendungen sie verwenden beziehungsweise nicht verwenden können. Vielmehr wird sie den Geschäftsbereichen optimale Vorgehensweisen vorschlagen und hoffentlich nach Kräften dafür sorgen, dass diese zum Erfolg führen.

3. Die zentralen internen Prozesse überarbeiten

Des Weiteren wird die IT ihre zentralen internen Prozesse überarbeiten müssen. Beispielsweise gehen ihre heutigen Helpdesks sowie Support-Richtlinien und -verfahren von der Voraussetzung aus, dass sämtliche Prozesse vor Ort und innerhalb des Einflussbereichs der IT stattfinden. Ist nun aber ein externer Cloud-Provider involviert, so stößt die IT mit diesen Verfahren an ihre Grenzen. Sie wird feststellen, dass ihr bisheriges Support-Modell den Anforderungen Cloud-basierender Systeme und Anwendungen nicht wirklich genügt.

Spätestens dann, wenn diese Beschränkungen offenbar werden, muss die IT auch bereit und in der Lage sein, sich ihrer Aufgabe als Serviceadministrator zu stellen. Anderenfalls werden die Geschäftsbereiche die IT bei technischen Problemen demnächst ganz einfach übergehen und sich stattdessen direkt an den Cloud-Provider wenden. Dadurch verliert die IT noch mehr an Einfluss.

4. In den Strategiemodus umschalten

Zu guter Letzt wird die IT gedanklich vom "Wartungsmodus" in den "Strategiemodus" umschalten müssen. Heute konzentriert sie ihre Ressourcen zu etwa 80 Prozent auf die einfach darauf, die Dinge am Laufen zu halten. Wenn das Unternehmen aber die Cloud als primäres Betriebsmodell übernimmt, ist der Cloud-Service-Provider für die Wartungsarbeiten zuständig.

Die dadurch gewonnene Zeit kann die IT-Abteilung nutzen, um an ihrem Ansehen innerhalb der Organisation zu arbeiten. Sie sollte prüfen, welche wichtigen Geschäftsziele sie unterstützen kann, und überlegen, welche neuen Technologien dem Unternehmen wie nützen können. Kurzum: Sie sollte die Gelegenheit ergreifen, proaktiv und weniger reaktiv zu werden.

Alles in allem: Den Paradigmenwechsel vorwegnehmen

Selbstverständlich werden manche Anwendungen wohl nie in die Cloud verlagert, und für diese Anwendungen wird die IT-Abteilung zuständig bleiben. Zum Beispiel dürfte für ein Finanzdienstleistungs-Unternehmen ein Handelsalgorithmus einen derart wesentlichen Bestandteil des Unternehmenswerts darstellen, dass es diesen niemals guten Gewissens ausgelagern wird.

Die meisten Anwendungen jedoch werden in der Cloud Aufnahme finden. Und nun liegt es an den IT-Abteilungen, den anstehenden Paradigmenwechsel vorwegzunehmen und die damit verbundenen Gelegenheiten zu nutzen. (qua)