BearingPoint-Studie

Nachhaltiges Prozess-Management zahlt sich aus

03.09.2012
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Trotz messbaren Nutzens setzt nur ein Viertel der Unternehmen das Thema richtig um, so eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens BearingPoint.
Wer Erfahrungen mit BPM hat, berichet von messbarem Gewinn.
Wer Erfahrungen mit BPM hat, berichet von messbarem Gewinn.
Foto: Tiplyashin Anatoly - shutterstock.com

Das Zusammenspiel von Fach- und IT-Abteilungen wird angesichts kürzerer Konjunkturzyklen, sinkender Margen und geringerer finanzieller Spielräume wichtiger, konstatiert die Technologieberatung BearingPoint. In einer aktuellen Studie mit 60 Unternehmen aus den Sektoren Industrie und Finanzdienstleistungen wies sie die steigende Wertschätzung des Business Process Management (PBM) nach: 90 Prozent der Befragten äußerten die Erwartung, dass die Bedeutung des BPM bis 2015 weiter steige.

Doch den tatsächlichen Umsetzungsgrad des BPM in ihrem Betrieb beurteilten drei Viertel der Befragten nur als "gering" oder sogar "sehr gering". Zudem räumten mehr als zwei Drittel ein, dass sie für die BPM-Einführung weder eine "Vision" noch "strategische Ziele" formuliert hätten. Und in sechs von zehn Unternehmen hapert es offenbar an der Unterstützung durch das Topmanagement.

Damit ist zumindest eine Voraussetzung für den BPM-Erfolg nicht erfüllt. "Die Unterstützung durch das Topmanagement, eine klare organisatorische Verankerung und die eindeutige Zuordnung von Aufgaben und Rollen sind entscheidend für erfolgreiches Business Process Management", erläutert Matthias Höhne, bei BearingPoint Partner für den Bereich Business Strategy and Transformation verantwortlich. Seiner Ansicht nach fehlt es den Unternehmen häufig noch an einer firmenübergreifenden Prozessorientierung, die tief in die Unternehmenskultur reiche.

Die Hindernisse für BPM

Woran liegt das? Eine Hemmschwelle für eine umfassende Prozessorientierung hat BearingPoint vor allem in der Sorge um einen zu hohen Dokumentationsaufwand ausgemacht (55 Prozent der Nennungen) - dicht gefolgt von unzureichenden Ressourcen (53 Prozent).

Der Markt liefert eine Reihe von Softwareprodukten, die das BPM unterstützen. Doch deren Einsatz ist laut BearingPoint vor allem in der Industrie noch nicht weit verbreitet. Dort verwendeten nur 40 Prozent der Unternehmen eine BPM-Software oder planten zumindest deren Anschaffung innerhalb der nächsten Monate. Bei den Banken und Versicherungen seien das immerhin 60 Prozent

Hohe Erwartungen, gute Erfahrungen

Dafür, dass sich der aktuell eher schwache BPM-Einsatz demnächst deutlich verstärken dürfte, sprechen die hohen Erwartungen und guten Erfahrungen der befragten Unternehmen. Von der Einführung des Geschäftsprozess-Managements erhoffen sich die meisten (90 Prozent) effizientere und transparentere Abläufe sowie (85 Prozent) eine höheer Prozessstandardisierung und -qualität. Ein Drittel der Unternehmen erwartet außerdem einen positiven Effekt auf die Kundenzufriedenheit und die Kostenentwicklung.

Diejenigen, die bereits BPM-Erfahrungen sammeln konnten, betätigten zum überwiegenden Teil, dass sie damit einen messbaren Nutzen erzielt hätten: 72 Prozent berichten von einer Verringerung der Prozesslaufzeiten, 68 Prozent von erzielten Einsparungen bei den Prozesskosten, 67 Prozent von einer Verringerung der Fehlerquoten. Andererseits ist nicht einmal jedes zweite Unternehmen (43 Prozent) zufrieden mit den erreichten Ergebnissen.

Große Verbesserungspotenziale

"Trotz des erkennbaren Nutzens schlummert in vielen Unternehmen noch Verbesserungspotenzial", resümmiert BearingPoint-Direktor Jan Bernstorf. Um es zu heben, sei es zum einen erforderlich, Ist- und Soll-Situation einander "fair" gegenüberzustellen; zum anderen müssten Prozess-Performance-Indikator-Systeme (PPI) festgelegt werden, mit denen sich die Ziele im Prozess-Management definieren ließen. So sei eine langfristige und vorausschauende Planung der firmenweiten Abläufe möglich, die Schwächen frühzeitig sichtbar mache und Raum für Verbesserungen lasse.