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Was ohne Itil geht - und was nicht

20.11.2012
Von Werner  Stangner

Im Prinzip geht es auch ohne Itil

Trotzdem stellt sich die berechtigte Frage, ob es nicht auch ohne Itil geht. Oder anders ausgedrückt: Worauf verzichten Unternehmen, die sich dem Itil-Trend verschließen? Generell sind alle Optimierungsziele auch über alternative, unternehmensintern entwickelte Konzepte - und damit ohne einen Itil-Ansatz - erreichbar. So wie im Softwarebereich auch andere als die Standardsysteme eine Bedeutung haben, sind für die Prozessgestaltung im IT-Service-Management individuell entwickelte Methoden oder Best Practices möglich.

Das wird von Unternehmen durchaus auch so gelebt - zumindest in Teilbereichen. Problematisch werden die eigenen Best Practices aber dann, wenn beispielsweise eine Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern angestrebt ist. Dann besteht die Gefahr, dass die eigene Begriffswelt und die individuellen Prozessstandards nicht mit der des Partners kompatibel sind. Die am Markt anerkannte und vielfach adaptierte Itil-Terminologie löst dieses Problem.

Kein Rezept mit Erfolgsgarantie

Logischerweise stellt kein Regelwerk ein Rezept mit Erfolgsgarantie dar. Nicht die reine Prozessgestaltung führt zum Ziel, sondern die Art, wie Prozesse gelebt, gesteuert und kontinuierlich verbessert werden. Allerdings haben Itil-freie Strukturen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Dauer deutliche Nachteilel.

Pauschal betrachtet, fehlt es ihnen an einer ausreichenden Grundordnung für die komplexen ITSM-Strukturen. Oder konkreter: Ohne ein durchgängiges ITSM-Regelwerk, wie Itil es darstellt, gibt es keine konzeptionelle Basis für die vier wesentlichen Gestaltungskomponenten:

  • Leistungseffizienz,

  • Prozessqualität,

  • Wirtschaftlichkeit und

  • IT-Governance.

Damit wächst die Gefahr, dass die Wettbewerbsanforderungen des Unternehmens an die IT nur unzureichend erfüllt werden oder die Marktfähigkeit zumindest von nachhaltig labilen Verhältnissen beeinträchtig wird.

Zusätzlich leidet die Positionierung des ITSM als übergreifender Aspekt unter dem Fehlen eines umfassenden Rahmenwerks. Tatsächlich trägt Itil zur Emanzipation des IT-Service-Managements bei. Nach den bisherigen Beobachtungen haben die ITSM-Verantwortlichen damit auch in den Augen der Chefetagen ein vertrauenswürdiges Instrument an die Hand bekommen. Es verleiht ihnen strategische Durchsetzungskraft und hilft der IT, sich als Business Enabler mit substanziellen Initiativen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Renditequalität zu etablieren. ITSM-Verantwortliche ohne Itil-Ausrichtung müssen auf diese Hilfestellung verzichten.