IT-Kosten

Abspecken bis zum Hungertod?

27.04.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Keine Kürzung über das Gesamtbudget

Henning Stams, CIO von Almatis
Henning Stams, CIO von Almatis

Dieses Problem kennt Henning Stams nicht. Der CIO und Vice Presdident Demand Management des Aluminiumspezialisten Almatis hat offiziell sowohl ein "Run"- als auch ein "Change"-Budget, doch die Entscheidung über die Investitionen trifft er nicht allein, sondern gemeinsam mit dem Business: "Die Ausgaben für den laufenden Betrieb und die Investitionen in Projekte sind unterschiedlich getrieben", erläutert er, "deshalb werden sie auch verschieden gehandhabt. Wenn ich Run und Change vermische, sind alle Vergleiche zwischen den IT-Budgets unterschiedlicher Firmen sinnlos."

Die IT-Ausgaben von Almatis schrumpften im vergangenen Jahr um einen zweistelligen Prozentsatz. Und wie Stams mutmaßt, wird es sicher nicht wieder den Stand von 2008 erreichen, "obwohl wir als rohstoffnaher Produzent nicht nur sehr früh von der Krise betroffen waren, sondern auch unmittelbar von der wirtschaftlichen Erholung profitieren".

Mit dem Schwund der verfügbaren Mittel hat sich der CIO abgefunden: "Wenn es einem schlecht geht, kann man sich eben kein neues Auto leisten. Da muss der CIO auch nicht jammern, sondern IT und Unternehmen als Einheit betrachten."

Allerdings komme es darauf an, wo die Einsparungen vorgenommen würden, schränkt Stams ein: "Eine Vorgabe wie: Kürze das Gesamtbudget um x Prozent halte ich für unsinnig. Das ist die falsche Diskussion; der CIO sollte versuchen, sie zu vermeiden."

Welche Diskussion sinnvoll ist

Hinsichtlich der Ausgaben für den IT-Betrieb müsse sich der IT-Verantwortliche einer ganz anderen Diskussion stellen. Ihr Gegenstand sind nicht die Gesamtkosten der IT, sondern die Preise für die angebotene Leistung: "Wir müssen dem Druck des Marktes standhalten, uns Benchmarkings unterwerfen, unsere Preisgestaltung transparent machen und die Stückkosten in der IT senken, indem wir effizienter werden und ein kluges Sourcing betreiben," empfiehlt der Almatis-CIO. Aber wenn diese Preise konkurrenzfähig seien, trage das Business die Verantwortung: "Dann lassen sich die IT-Kosten über den Verbrauch steuern."

Das funktioniert folgendermaßen: Die IT einigt sich mit den Fachbereichen auf bestimmte Service-Level-Agreements (SLAs). Im Idealfall hat sie einen regelrechten Servicekatalog definiert, aus dem das Business die Varianten auswählen kann, die es sich leisten will: "Die Fachbereiche entscheiden über Abnahmemengen und Verfügbarkeit, also darüber, wie sie Risiko und Kosten ausbalancieren wolle. Damit legen sie letztlich auch die IT-Ausgaben fest", so Stams. Business und IT handelten zwar am Anfang des Jahres einen Budgetrahmen aus, der auf geschätzten Abnahmemengen basiere. Aber eigentlich werde das "Run-Budget" durch Preise und SLAs bestimmt. Die Aufgabe des IT-Leiters sei es, das Business zu beraten und die Preise zu begründen.