IT intim - Was CIOs akut beschäftigt

Lichtblick Schatten-IT?

14.05.2012
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Für viele CIOs ist die Schatten-IT in den Fachbereichen ein großes Problem. Wie stehen Sie dazu?

Bei Schatten-IT handelt es sich um eine unkoordinierte dezentrale IT. Anstatt die übliche Diskussion zwischen zentral und dezentral zu führen, verspreche ich mir einiges von einer professionellen Koordination.

Michael Kranz, ThyssenKrupp Steel Europe
Michael Kranz, ThyssenKrupp Steel Europe
Foto: Thyssen-Krupp

In bestimmten Fällen gibt es eine Berechtigung für dezentrale IT, die in den Fachbereichen liegt und dort verantwortet wird. Wir als Fertigungsunternehmen unterteilen unsere geschäftsspezifische IT-Landschaft im Wesentlichen in vier Level. Sie reichen von der physischen Ebene (etwa Verkabelung und Sensorik) über speicherprogrammierbare Steuerungen und Manufacturing-Execution-Systeme bis zu den Unternehmensleitsystemen, also ERP und anderen Enterprise-Anwendungen. Die unterste Ebene verantwortet mit Fug und Recht der Fachbereich, da die Services dort sehr anlagenspezifisch sind und die Kompetenz vor Ort im Fachbereich liegt.

Ab Level zwei greift die Mitverantwortung der IT. Die "Spielregeln", nach denen die Services erbracht werden, haben wir in unserer Governance fest verankert. Die höheren Ebenen liegen klar in IT-Verantwortung. Dort geht es um unternehmensweite Standardisierung und Architekturen sowie kostenoptimierten Betrieb und Weiterentwicklung. Ein mit den Fachbereichen abgestimmtes Demand-Management soll sicherstellen, dass eine sinnvolle Balance zwischen Anforderungen an Funktionalität und nachhaltiger, wirtschaftlicher IT-Umsetzung geschaffen wird. Einzeloptima für bestimmte Fachbereiche können dem Unternehmensoptimum entgegenwirken, auch wenn dies kurzfristig zunächst als schnellere oder bessere Lösung erscheint.

Das gilt auch für das Thema "Bring your own Device". Muss ich wirklich jeden Trend sofort mitmachen? Kann ich den Anwendern transparent machen, warum es ein Unterschied ist, ob ich privat in einen App Store gehe oder ob ich eine Applikation in die Unternehmens-IT integrieren muss? Die dezentrale IT, die sich unabgestimmt in der Domäne der zentralen IT tummelt - nennen wir sie Schatten-IT - hat meist zwei Gründe: entweder liefert die IT nicht die Services, die der Fachbereich braucht oder will. Oder sie liefert sie nicht in ausreichender Qualität. Wobei Qualität ein weites Feld ist und hier zum Beispiel auch technologische Innovation umfasst, dass heißt, es droht auch die Veraltung bestehender Lösungen. (qua)