Smartphone-Boom schafft neue Services

Anschub für das Internet der Dinge

04.01.2012
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Bislang gibt es wenige Beispiele

Die Basis für die Entwicklung von Anwendungen für das Internet der Dinge ist also da, doch in der Praxis werden die Möglichkeiten bis dato selten ausgeschöpft. Das gern zitierte Beispiel in der Logistik, wo IDs mittels RFID-Tag und elektromagnetischem Lesegerät eingelesen werden, mag gegenüber der klassischen Erfassung mit Laserpistole beziehungsweise Kamera und Barcode vorteilhaft sein, doch mit dem Internet der Dinge hat es wenig zu tun. "Das Erfassen und Dokumentieren von Zuständen ist M2M für Anfänger", winkt Tamm ab. Die hohe Kunst entfaltet die Technik in den Augen des Forschers erst dann, wenn die intelligenten Objekte mit Hilfe von Sensoren Veränderungen in ihrer Umgebung wahrnehmen, auswerten und darauf reagieren, indem sie selbsttätig die geeigneten Prozesse auslösen. "Die Analyse der Geräusche in S-Bahnen könnte vor Vandalismus schützen. Wenn Sensoren mit Hilfe von Geräuschmustern erkennen, dass Scheiben zerkratzt werden, könnten sie automatisch die Videoaufzeichnung starten und den Wachdienst alarmieren", skizziert der Forscher eine mögliche Anwendung.

Patienten lassen sich überwachen

Neben Logistik- und Sicherheitsunternehmen zeigt insbesondere die Gesundheitsbranche Interesse am Internet der Dinge. Die Vernetzung von Sensoren mit zentralen Datenbanken soll beispielsweise die Patientenüberwachung komplett neu gestalten. So gibt es Überlegungen, EKG-Sensoren am Körper mit den Smartphones der Patienten zu verbinden. Die Handys senden aktuelle Daten über den Gesundheitszustand des Besitzers. Auch könnten Diabetiker ihre aktuellen Blutwerte an einen zentralen Server übermitteln, der die Ergebnisse auswertet und bei Bedarf den Hausarzt benachrichtigt.

Allerdings gibt es auch Grenzen in der Umsetzung. Die Investitionen etwa zur Gebäudeüberwachung mit Hilfe von Sensoren, Kameras und Übertragungstechnik übersteigen die jährlichen Kosten für einen Wachdienst weit, so dass sich die Installation nicht lohnt. Zudem ist der Einsatz von intelligenten und vernetzten Objekten überall dort schwierig, wo es keine Festnetzverbindung und dauerhafte Stromversorgung gibt. Die Übertragung kleiner Datenmengen via Mobilfunk ist vergleichsweise teuer, und die Energieversorgung mit Batterien macht den Betrieb aufwendig, weil die IT-Elemente regelmäßig gewartet werden müssen.

Offene Fragen zum Datenschutz

Doch die größte Hürde hält nicht die Technik bereit. "Es gibt eine große gesellschaftliche Barriere für das Internet der Dinge. Nur wenn die Industrie aktiv den Schutz der Privatsphäre gewährleistet und transparent die Nutzung der vom Anwender freigegebenen Daten kommuniziert, können sich die nutzenstiftenden Dienste überall dort durchsetzen, wo sie in das Privat- und Berufsleben der Menschen vordringen", warnt Wissenschaftsinformatiker Tamm.