Nach HP-Vorwürfen

Was Leo Apotheker zu Autonomy sagt

21.11.2012
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Léo Apotheker hat sich zu den gestern von Hewlett-Packard erhobenen Vorwürfen geäußert, Autonomy habe sich mit geschönten Bilanzen zu teuer von HP kaufen lassen.

Léo Apotheker war von November 2010 bis September 2011 CEO von Hewlett-Packard. Er wollte den Konzern stärker in Richtung Software ausrichten und fädelte dazu die gut 10 Milliarden Dollar teure Übernahme der britischen Software-Schmiede Autonomy ein, die auf die Analyse unstrukturierter Daten spezialisiert ist. 8,8 Milliarden vom Kaufpreis schrieb HP gestern ab.

Léo Apotheker hat dazu heute folgende Stellungnahme abgegeben:

"Ich bin überrascht und enttäuscht, von angeblichen Bilanzunregelmäßigkeiten bei Autonomy zu hören. Die Entwicklungen sind ein Schock für viele, die an das Unternehmen geglaubt haben, mich eingeschlossen. Allerdings teile ich auch das Gefühl der gegenwärtigen Führung von HP und glaube weiter an das Marktpotenzial von Autonomy, da seine Kernkompetenz im Softwaregeschäft solide ist.

Rückblickend auf die im September 2011 abgeschlossene Akquisition wurde die Unternehmensbewertung sorgfältig und gründlich durchgeführt. Zwei der weltweit größten und renommiertesten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften waren im Auftrag von HP an diesem Prozess beteiligt. Da Autonomy ein börsennotiertes Unternehmen im Vereinigten Königreich war, stützten sich viele Aspekte des Prozesses auf veröffentlichte Geschäftsberichte - Rechnungsabschlüsse, die von der Leitung von Autonomy, dem Board und den Wirtschaftsprüfern genehmigt, eingereicht und mitgetragen wurden.

Laut HP stammen die entdeckten Bilanzierungsprobleme von der Zeit vor seiner Übernahme von Autonomy. Somit ist es offensichtlich, dass mit den angeblich falschen Bilanzierungsangaben seitens Autonomy eine Reihe von Leuten im Laufe der Zeit getäuscht wurden - nicht nur das Führungsteam, die Wirtschaftsprüfer und Directors von Autonomy. In der Tat kamen die angeblichen Unregelmäßigkeiten nur ans Licht, nachdem ein interner Informant die Frage im Frühjahr, lange nach meinem Abschied aufgeworfen hatte.

Ich werde wie auch immer zur Verfügung stehen, um HP und den zuständigen Behörden dabei zu helfen, dieser Angelegenheit auf den Grund zu gehen."