Aktionär zieht die Schlinge enger

Chef-Debakel bei Yahoo spitzt sich zu

08.05.2012
Yahoo-Großaktionär Dan Loeb biss bei der Konzernführung lange auf Granit, dann brachte er die Affäre um den falschen Lebenslauf von Firmenchef Scott Thompson ins Rollen. Jetzt treibt er den Internet-Pionier nach allen Regeln der Kunst in die Enge.

Der Großaktionär, der den falschen Uni-Abschluss bei Yahoo-Chef Scott Thompson entdeckt hat, nimmt den Internet-Konzern in die Zange. Der Fondsmanager Dan Loeb verlangte am Montag einen umfassenden Einblick in die Aufzeichnungen der Firma. Loeb will wissen, wie und warum Thompson Chef wurde. Thompson entschuldigte sich unterdessen bei den Mitarbeitern für den Ärger, den die Kontroverse dem Unternehmen bereite. Zu den Vorwürfen Loebs, er habe seinen Lebenslauf absichtlich geschönt, nimmt Thompson weiterhin keine Stellung.

Yahoo hatte am Donnerstag zugeben müssen, dass Thompson entgegen bisherigen Angaben keinen Bachelor-Titel in Computerwissenschaften hat. Loeb forderte daraufhin, dass Thompson bis zum Montag gefeuert wird. Sonst werde er rechtliche Schritte prüfen. Jetzt will er zunächst alle möglichen Dokumente zur Auswahl Thompsons einsehen, inklusive der von ihm ausgefüllten Fragebögen und Protokollen von Beratungen zu dessen Berufung.

"Die Anteilseigner haben ein Recht auf totale Transparenz", erklärte Loebs Investmentfirma Third Point, die 5,8 Prozent an Yahoo hält. Es könne nicht sein, dass die Untersuchungen im Geheimen abliefen. Zudem zweifelte der Investor auch die Qualifikationen von mehreren Yahoo-Verwaltungsräten an.

Yahoo hatte vergangene Woche zunächst von einem "unbeabsichtigten Fehler" gesprochen - Loeb fragt jetzt auch nach der Grundlage für diese Behauptung. Inzwischen hat das Unternehmen angekündigt, der Verwaltungsrat werde sich mit dem Thema befassen.

Die erste Reaktion von Yahoo war schnell nicht mehr zu halten, denn zeitig wurde klar, dass die falsche Information auch schon vor Jahren in Thompsons offizieller Biografie zu seiner Zeit bei der Online-Handelsplattform Ebay stand. Allerdings schaffte es Ebay interessanterweise im Gegensatz zu Yahoo, den falschen Titel aus den rechtlich relevanten Mitteilungen an die Börsenaufsicht SEC herauszuhalten.

Für weiteren Druck sorgte ein Rundfunk-Interview, in dem Thompson eine Journalistin nicht korrigierte, nachdem diese seine Titel aufgezählt hatte.