Teurer Wutausbruch von Ex-Yahoo-Chefin

"Diese Leute haben mich verarscht"

09.09.2011
Die vom Yahoo-Verwaltungsrat per Telefon gefeuerte Konzernchefin nimmt bei ihrem ersten Interview nach dem Rauswurf kein Blatt vor den Mund - und riskiert damit ihre Abfindung!
Ex-Yahoo-Chefin Carol Bartz
Ex-Yahoo-Chefin Carol Bartz
Foto: Yahoo!

"These people fucked me over", diktiert sie der Reporterin des US-Magazins Fortune in den Block. "Diese Leute haben mich verarscht."

Bartz erzählt ausführlich, wie sich das Telefongespräch zwischen ihr und Verwaltungsratschef Roy Bostock abgespielt hat: Sie sei in New York gewesen, um am nächsten Tag auf einer Konferenz zu sprechen. Sie habe Bostock um 18 Uhr anrufen sollen. "Ich rief ihn um 18:06 Uhr an." Bostock habe gleich angefangen, ein von Anwälten vorbereitetes Schreiben vorzulesen.

Sie habe ihn unterbrochen: "Roy, ich denke, das ist eine Vorlage." Dann habe sie gesagt: "Warum hast Du nicht die Eier, es mir selbst zu sagen?" Nachdem Bostock fertig mit Vorlesen gewesen sei, habe sie gesagt: "Ich hab's kapiert." Nur um ihm dann entgegen zu schleudern: "Ich dachte, Du hättest mehr Klasse."

Im Laufe des Interviews steigert sich Bartz noch. Sie nennt die Verwaltungsräte "Blödmänner" oder "Idioten". Die Sprache ist für amerikanische Verhältnisse derart derb, dass manche Zeitung sich nicht mal traut, das Gesagte zu Papier zu bringen. Als das "Wall Street Journal" über Bartz' verbale Attacken berichtet, gleicht das Ergebnis einem Lückentext.

Bartz hatte am Dienstagabend nach zweieinhalb Jahren an der Konzernspitze gehen müssen. Yahoo hatte unter Bartz immer mehr Boden gegen die Konkurrenten Google und Facebook verloren. Welche Schuld die 63-Jährige persönlich daran trägt, darüber streiten sich die Beobachter. Die Suche nach einem neuen Chef läuft. Bis auf weiteres hat Finanzchef Timothy Morse das Ruder übernommen. (dpa/sh)

Update: Wie der News-Dienst "Business Insider" berichtet, dürfte die erzürnte Topmanagerin mit ihrem Wutausbruch eine Klausel in ihrem Abfindungsvertrag verletzt haben, die es ihr verbietet, ihren Ex-Arbeitgeber öffentlich zu verunglimpfen. Die "Blödmänner" und "Idioten" könnten die Kraftausdrücke nun sogar als Möglichkeit nehmen, um ihr die Entschädigungssumme von 10 Millionen Dollar vorzuenthalten.