Berühmte Entwickler ganz privat

Kurse sind Zeitverschwendung

23.11.2009
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Die Programmierer Charles Moore, Thomas Kurtz, Alfred Aho, Peter Weinberger, Brian Kernighan und James Gosling geben Expertentipps.
"Visionäre der Programmierung - die Sprachen und ihre Schöpfer" ist im O'Reilly-Verlag erschienen.
"Visionäre der Programmierung - die Sprachen und ihre Schöpfer" ist im O'Reilly-Verlag erschienen.
Foto: O'Reilly

Für ihr neues Buch "Visionäre der Programmierung - die Sprachen und ihre Schöpfer", das im O'Reilly-Verlag erschienen ist, interviewten Federico Biancuzzi und Shane Warden die Entwickler der 17 bekanntesten und am weitesten verbreiteten Programmiersprachen - von BASIC, C++ und C# über Forth, APL, Python, Java und SQL bis hin zu UML, Objective-C, Perl und Postscript. In den Gesprächen mit Persönlichkeiten wie James Gosling, Charles Geschke, Thomas Kurtz, Don Chamberlin, Brad Cox und Bjarne Stroustrup kamen allerlei spannende Geschichten ans Tageslicht. Die Programmierprofis verrieten unter anderem auch, woran sie derzeit arbeiten, wie sie Ihre Sprachen weiterentwickeln möchten und wo sie die Zukunft der Entwicklergilde sehen. Lesen Sie im zweiten Teil von "Berühmte Entwickler ganz privat" ausgewählte Interviewpassagen mit dem Forth-Erfinder Charles H. Moore, dem BASIC-Designer Thomas E. Kurtz, den awk-Entwicklern Alfred Aho, Peter Weinberger und Brian Kernighan sowie Java-Vater James Gosling (die deutschen Übersetzungen stammen von Thomas Demming). Die vollständigen, um viele Seiten längeren Interviews lesen Sie nur im O'Reilly-Buch.

Charles H. Moore, Forth: Mehr Kerne kennen

Wie wird Forth zukünftige Computersysteme beeinflussen?

Chuck: Das ist schon geschehen. Ich arbeite seit 25 Jahren an Mikroprozessoren, die für Forth optimiert sind, und derzeit an einem Mehrkernprozessor, dessen Kerne Forth-Computer sind.

Was bietet Forth? Als einfache Sprache ermöglicht es einen einfachen Computer: 256 Wörter im lokalen Speicher, zwei Push-down-Stacks, 32 Anweisungen, asynchrone Operationen, einfache Kommunikation mit den Nachbarn. Klein und mit wenig erforderlicher Leistung.

Forth-Vater Charles H. Moore
Forth-Vater Charles H. Moore

Forth unterstützt hoch faktorisierte Programme. Die sind gut geeignet für die parallele Verarbeitung, was bei einem Mehrkernprozessor benötigt wird. Viele einfache Programme fördern das sorgfältige Design jedes einzelnen Programms. Und benötigen vielleicht nur ein Prozent des Codes, der sonst geschrieben würde.

Immer, wenn ich höre, wie Leute mit Millionen von Codezeilen prahlen, weiß ich, dass sie ihr Problem gar nicht verstanden haben. Es gibt keine aktuellen Probleme, die Millionen von Codezeilen nötig machen. Vielmehr gibt es sorglose Programmierer, schlechte Manager und unmögliche Kompatibilitätsanforderungen.

Das Programmieren vieler kleiner Computer mit Forth ist eine exzellente Strategie. Andere Sprachen haben gar nicht die Modularität und Flexibilität. Und da die Computer kleiner werden und per Netzwerk miteinander kooperieren (Smart Dust?), wird das die Umgebung der Zukunft sein.