Für die meisten Führungskräfte gilt: Sie haben einen bevorzugten Führungsstil. Entweder neigen sie dazu, ihre Position mit Macht durchzusetzen oder durch ein gezieltes Beeinflussen ihrer Mitarbeiter ihre Ziele zu erreichen. Echte Leader hingegen wechseln situationsabhängig bewusst zwischen diesen beiden Polen. Das Status-Modell erklärt, wie dies geht.
Führungskräfte müssen ihren Kommunikationsstil stets den Erfordernissen der Situation anpassen. Dann erzielen sie die größte Wirkung. Das heißt, sie müssen in gewissen Situationen, die Durchsetzungsstärke und eine gewisse Distanz erfordern, ihren Status bewusst erhöhen, und in anderen Situationen, die Nähe und Glaubwürdigkeit erfordern, ihren Status bewusst senken. Das fällt vielen (unerfahrenen) Führungskräften schwer, weil sie das Status-Spiel nicht beherrschen. Entsprechend gering ist ihre Verhaltensflexibilität.
Das Status-Modell kennt zwei Achsen: Die Beziehungs-Achse mit den Ausprägungen Sympathie und Ablehnung und die Macht-Achse mit Durchsetzungsfähigkeit und Nachgiebigkeit. Quer durch das Modell verläuft die Trennlinie zwischen tieferem und höherem Status. Für beide Positionen gilt: Sie sind stets relativ zu einer anderen Person definiert. Man ist entweder hoch oder tief. Die Position des gleichen Status gibt es nicht. Auch bei der sogenannten Kommunikation auf Augenhöhe ist stets ein, wenn auch minimales, Statusgefälle vorhanden.
Im nächsten Schritt unterscheidet das Status-Modell zwischen innerem und äußerem Status: Wie fühle ich innen und wie stelle ich das nach außen dar? Daraus ergeben sich vier unterschiedliche Dispositionen:
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Ich fühle innen hoch und spiele außen tief - der Charismatiker.
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Ich fühle innen hoch und spiele außen hoch - der Macher.
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Ich fühle innen tief und spiele außen hoch - der Arrogante.
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Ich fühle innen tief und spiele außen tief - der Teamplayer.
Für (fast) alle Menschen gilt: Sie vereinen alle vier Statustypen in sich - das heißt, sie können in den verschiedenen Situation die entsprechenden Verhaltensmuster zeigen. In sozialen Stress-Situationen tendiert aber jeder zu einem bevorzugten Status. Diesen spielt er unbewusst und scheinbar unausweichlich immer wieder. So lange wir dieses Spiel nicht auf eine bewusste Ebene heben, sind wir schicksalhaft mit diesem Typus verbunden. Er funktioniert wie ein Autopilot, der in sozial schwierigen Situationen automatisch die Führung übernimmt.
- So klappt die Zusammenarbeit in der Firma
Damit es im Unternehmen "funktioniert", sollten Führungskräfte einige Regeln befolgen. Stefan Bald stellt sie vor. - Tipp 1
Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mitarbeitergespräche und bereiten Sie sich gut darauf vor. - Tipp 2
Hören Sie Ihren Mitarbeitern zu; achten Sie auch auf leise Zwischentöne. - Tipp 3
Vereinbaren Sie mit Ihren Mitarbeitern realistische Ziele. - Tipp 4
Erläutern Sie Ihren Mitarbeitern auch, warum das Erreichen der Ziele für das Unternehmen/Ihren Bereich wichtig ist. - Tipp 5
Sprechen Sie mit ihnen auch darüber, wie sie diese erreichen können und welche Schritte hierfür nötig sind. - Tipp 6
Klären Sie mit Ihren Mitarbeitern auch, was sie brauchen, damit sie die vereinbarten Ziele erreichen und die übertragenen Aufgaben erfüllen können. - Tipp 7
Denken Sie stets daran, dass Sie als Führungskraft für die Leistung Ihrer Mitarbeiter verantwortlich sind. Ihre Leistung wird an der Leistung Ihrer Mitarbeiter gemessen. Setzen Sie diese deshalb so ein, dass sie ihr Potenzial entfalten können. - Tipp 8
Kontrollieren Sie regelmäßig, ob Ihr Mitarbeiter sich noch auf dem richtigen Weg zum Erreichen der (Zwischen-)Ziele befinden. - Tipp 9
Würdigen Sie die Leistung Ihrer Mitarbeiter angemessen. - Tipp 10
Kritisieren Sie ein registriertes Fehlverhalten zeitnah, damit sich dieses nicht zu einem Verhaltensmuster verfestigt. - Tipp 11
Äußern Sie Kritik jedoch stets unter vier Augen - speziell wenn sie auch persönliche Verhaltensmuster des Mitarbeiters betrifft. - Tipp 12
Machen Sie Ihren Mitarbeitern nie (finanzielle) Zusagen, von denen Sie nicht sicher wissen, dass Sie diese auch hundertprozentig einhalten können.
Innen und außen = hoch
Jeder Statustyp ist unterschiedlich sympathisch und respektabel. Unter den vier Varianten gibt es
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eine Haltung, mit der es gelingt, respektiert zu werden und gleichzeitig sympathisch zu sein,
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eine weitere, die vor allem hohen Respekt garantiert,
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eine dritte, mit der sich weder Respekt noch Sympathie erringen lassen, und schließlich
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eine, die hohe Sympathiewerte erzeugt jedoch wenig Respekt einbringt.
Die erste Variante "innen hoch, außen tief" erfordert den größten Einsatz und stellt die höchsten Ansprüche an den "Statusspieler". Der Aufwand trägt jedoch reiche Früchte. Die Haltung innen hoch und außen tief bedeutet: "Ich weiß, was ich will und verfolge meine Ziele geschickt und diplomatisch. Ich übe Einfluss aus!".