Was IT-Freiberufler wissen sollten

Freelancer - ohne Netzwerke geht nicht

09.10.2013
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.
Wie kleine Firmen und Selbständige gemeinsam gegen die Großen der Branchen antreten können, sagt Helmut König.
Foto: Sergej Khakimullin/Shutterstock

Begriffe wie Cluster, Kooperationen und Netzwerke sind heute in aller Munde, denn sie sind eine wirkungsvolle Antwort des Mittelstandes auf die Angebote der Großindustrie. Leider zeigen Untersuchungen, dass viele dieser Organisationen nach ein oder zwei Jahren wieder auseinandergehen. Thomas Herzog, Begründer von Raumfaktum, einem Kooperationskonzept mit Kooperationen in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden, kümmert sich seit vielen Jahren um den Aufbau von Kooperationen. Der Autor Helmut König hat Thomas Herzog zu seinen diesbezüglichen Erfahrungen befragt.

Herr Herzog, warum spricht heute die ganze Welt über Kooperationen, Netzwerke und Cluster?

Thomas Herzog: Ganz einfach: Weil es ohne nicht mehr geht! Unser Kunde verlangt nach Komplettlösungen. Ohne Probleme und mit funktionierenden Schnittstellen. Und ganz wichtig: mit einem kompetenten Ansprechpartner für all seine Wünsche und Fragen. Überregionale Netzwerke und regionale Cluster stellen eher lockere Zusammenschlüsse dar. Sie dienen dem Kennenlernen und dem Austausch von Informationen. Da ist es gut, dass man diese Beziehungen hat und eventuell bei Bedarf darauf zurückgreifen kann. Kooperationen dagegen arbeiten ständig und eng zusammen und verlangen dadurch auch eine professionelle Aufstellung in Organisation, Strukturen, Personalführung, Vertrieb und Marketing.

Netzwerke und Cluster sind also zumeist ein loser Zusammenschluss, Kooperationen dagegen eng zusammen arbeitende Unternehmen. Wie entsteht so eine Kooperation? Auf welche Meilensteine muss man achten?

Herzog: Langfristig betrachtet werden Kooperationen das Rennen machen, da hier durch die strafferen Strukturen ein großer Vorteil für den Kunden und für die Partner entsteht. Erster und meiner Meinung nach auch wichtigster Punkt sind die Partnerunternehmen in einer Kooperation. Die Chemie untereinander muss stimmen sonst wird die Kooperation keinen langfristigen und dauerhaften Erfolg erzielen. Dazu kommen gleichlautende Ziele, Qualitätsstandards und der absolute Wille zur Dienstleistung.

85 Prozent der Kooperationen scheitern nach zwei Jahren

Nach einer Untersuchung gehen 85 Prozent der Kooperationen in den ersten zwei Jahren wieder auseinander, was sind die Hauptgründe dafür?

Herzog: Viele Kooperationen, nämlich die von Ihnen angesprochenen 85 Prozent, starten mit einer guten Idee und viel Idealismus. Jedoch wird die Kooperation immer noch als notwendiges Übel betrachtet und nicht als Alleinstellungsmerkmal unserem Kunden gegenüber oder als Möglichkeit, das laufende Geschäft zu verbessern. So professionell wie viele Unternehmen geführt werden, so unprofessionell gehen die Unternehmer mit ihrer "zweiten Firma", der Kooperation um. Dabei ergeben sich bei richtiger Führung für alle Beteiligten, nämlich Kunde und Kooperationspartner, nur Vorteile.

Die meisten Gründe, warum Kooperationen nach relativ kurzer Zeit wieder auseinander gehen, sind nach wie vor, dass die Partner untereinander kein Vertrauen aufgebaut haben und dass viele Partner den Verlust ihrer Eigenständigkeit fürchten (was natürlich überhaupt nicht stimmt). Es gibt keine festen Regeln, nur unzureichendes Marketing und eine unprofessionelle Koordinierung. Ebenso fehlen feste Ansprechpartner für Kunden, Partnerunternehmen und deren Mitarbeiter.