Bedenken bestehen weiter

Europa auch 2014 Cloud-Schlusslicht

22.05.2012
Von 
Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Der Anteil von Cloud-Anwendungen in europäischen Unternehmen soll sich bis 2014 verdoppeln. Dennoch bleibt der alte Kontinent das Schlusslicht.
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Europäische Firmen sind beim Cloud Computing die größten Muffel im internationalen Vergleich. Sie bleiben das auch in den kommenden Jahren, wie eine Studie des indischen Dienstleister Tata Consultancy Services (TCS) zeigt. Befragt wurden dafür 600 Großunternehmen aus aller Welt. Laut Studie wurden im vergangenen in Europa zwölf Prozent der Anwendungen in der Cloud betrieben. In den kommenden drei Jahren wird dieser Anteil auf 24 Prozent steigen, prognostiziert TCS. Das ist zwar eine Verdopplung, dennoch wird Europa auch 2014 mit weitem Abstand Schlusslicht in dieser Hinsicht bleiben.

Größte Entwicklung im asiatisch-pazifischen Raum

Europa hat beim Cloud Computing Rückstand und tritt nicht wirklich zum Überholen an. Das zeigt diese Übersicht von TCS.
Europa hat beim Cloud Computing Rückstand und tritt nicht wirklich zum Überholen an. Das zeigt diese Übersicht von TCS.
Foto: TCS

In Reichweite sind dann allenfalls noch die Vereinigten Staaten, für die eine Steigerung von 19 auf 34 Prozent zu erwarten ist. Die klassischen Industrieländer stehen beim Cloud Computing also mitnichten an der Spitze der Bewegung. Das tut im regionalen Vergleich Lateinamerika. Dort werden schon heute 39 Prozent der Applikationen in der Wolke gehostet, 2014 werden es laut Studie 56 Prozent sein. Asien-Pazifik macht demgegenüber Boden gut. Mit einer vorausgesagten Steigerung von 28 auf 50 Prozent sorgt diese Region kurzfristig für die größte Dynamik auf dem Weltmarkt.

„Trotz des Hypes beherrschen Cloud-Anwendungen nicht die großen Firmen, auch wenn sich das erwartungsgemäß signifikant ändern wird“, heißt es in der Studie. Cloud-basierte Anwendungen seien bereits ein wesentlicher Bestandteil der IT-Infrastruktur großer Unternehmen, kommentiert TCS-CEO Natarajan Chandrasekaran. „Die sich unmittelbar daraus ergebenden Vorteile sind zu bedeutend, als dass sie ignoriert werden könnten“, so der Vorstandschef des Dienstleisters. Es gebe ein außerordentliches Wachstumspotenzial sowohl in entwickelten Industriestaaten als auch in Schwellenländern. „Wir sind davon überzeugt, dass Cloud Computing Unternehmen dabei helfen kann, in vielen Bereichen neue Wachstumsmöglichkeiten zu erschließen“, sagt Chandrasekaran.

Gleichwohl stehen gerade die europäischen Firmen nach wie vor fest auf On-Premise-Grund. Von den Cloud-Vorreitern hierzulande und anderswo auf dem Kontinent nennen zwei Drittel das Streben nach mehr Flexibilität bei den Applikationen als Triebfeder für den Weg in die Wolke. Mehr als 60 Prozent wollen so ihre IT-Kosten senken sowie Applikationen und Geschäftsprozesse standardisieren.