Cloud Computing

So finden Sie den richtigen Cloud-Provider

24.08.2009
Von 
Oliver Häußler arbeitet als freier Journalist und Moderator in der IT- und Telekommunikationsbranche. Seine journalistischen, wirtschaftlichen und technischen Erfahrungen sammelte der Kommunikationswissenschaftler während seiner über 20 Jahre langen Tätigkeit als Chefredakteur von renommierten Fachzeitschriften wie der Funkschau, FunkschauHandel, NetworkWorld und als Moderator von Kongressen, Webcasts und zahlreichen Podiumsdiskussionen.
Mit Cloud Computing kommen neue Anbieter auf den Markt. Die Anbieterlandschaft wird unübersichtlicher, die Auswahlkriterien für den richtigen Provider komplexer. IT-Berater Thomas R. Köhler befürchtet, dass die Entwicklung zu Lasten des Kunden geht.
Thomas R. Köhler ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens CE21 GmbH und Fachautor u.a. von: "Die leise Revolution des Outsourcing - IT-Services aus dem Netz" - erschienen beim F.A.Z. Institut 2008.
Thomas R. Köhler ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens CE21 GmbH und Fachautor u.a. von: "Die leise Revolution des Outsourcing - IT-Services aus dem Netz" - erschienen beim F.A.Z. Institut 2008.

Mit dem Trend Cloud Computing kommen neue Anbieter auf den IT-Markt. Inwiefern verändert sich die Providerlandschaft?

Thomas R. Köhler: Sowohl etablierte Anbieter von Hosting/RZ-Dienstleistungen als auch neue Player mit ganz unterschiedlichem Background versuchen, das Segement "Cloud Computing" für sich zu besetzen. Auf der Strecke bleibt dabei oftmals der Kunde der sich einer zunehmend unübersichtlichen Vielfalt gegenübersieht. Dabei ist oftmals noch nicht mal klar, was mit "Cloud Computing" genau gemeint ist. Die Vorstellungen der Anbieter wie auch die Definitionen der Analysten differieren hier teils erheblich - noch immer. Insgesamt beobachten wir aber eine zunehmende Reifung des Marktes.

Spannend finde ich in diesem Zusammenhang das Aufkommen neuer Intermediäre. So versucht sich das Berliner Startup "Zimory" - eine Spin-Off der T-Labs, ein Forschungsinstitut der Deutschen Telekom - als eine Art Broker für Cloud-Kapazitäten zu etablieren. Mittelfristig ein spannendes Geschäftsmodell.

Worauf muss ein Anwender bei der Auswahl eines Providers in erster Linie achten?

Köhler: Bei jeder Art von Auslagerungsentscheidung sind Leistungsfähigkeit des Anbieters und Zuverlässigkeit der Leistungserbringung die zentralen Anforderungen. Das ist bei Services die als "Cloud" angeboten werden nicht anders.

Bei Startups besteht die Gefahr, dass das Angebot wieder eingestellt wird

Kann ein Anwender überhaupt überprüfen, wie zuverlässig ein Anbieter und wie nachhaltig sein Angebot ist?

Köhler: Dadurch, dass der gesamte Markt erst am entstehen ist, ist dies nicht durchgängig möglich. Langjährige Erfahrungen mit genau dieser Art der Serviceerbringung etwa, wird man bei keinem Anbieter finden können. Am besten ist man bei im Bereich von Outsourcing / Hosting bei erfahrenen, finanzstarken Anbietern aufgehoben, auch wenn hier das Cloud-Angebot manchmal kaum mehr als "Alter Wein in neuen Schläuchen" ist. Wie man aus der ersten ASP-Welle weiß, sind gerade Startups ohne finanziell gesicherten Background diejenigen, bei denen die Gefahr am höchsten ist, dass das Angebot ohne oder nur mit minimaler Vorwarnung wieder eingestellt wird - zum Schaden des Unternehmens, das darauf setzt.

Welcher Aufwand ist für die Providerwahl einzuplanen?

Köhler: Bei Randthemen, die nur geringes Volumen haben und wenig Risiko für das Unternehmen beinhalten, ist "try and buy" durchaus die richtige Strategie.

Wir würden zudem empfehlen, nach Referenzen - in jedem Fall aus dem gleichen Land und idealerweise aus der gleichen beziehungsweise einer verwandten Branche - zu fragen, und diese dann auch abzuklopfen. Das heißt, sich einen Ansprechpartner dort nennen zu lassen und diesen dann auch anzurufen und nach seinen Erfahrungen zu befragen.

Bei größeren Abschlüssen lohnt es sich zumeist, externen Rat einzuholen. Bei Verträgen jenseits von Standardangeboten würde ich sogar dringend dazu raten, vor allem wenn es um die SLA-Ausgestaltung geht, dem typischen Schwachpunkt der meisten Angebote.

Welche Bereiche eignen sich Ihrer Erfahrung nach heute schon für die Auslagerung in eine sogenannte Cloud?

Köhler: Alles was direkt mit Webanwendungen zu tun hat, ist auf meiner Cloud-Prioritätenliste ganz oben. Hier lässt sich auf kostengünstige Weise Serverkapazität bedarfsgerecht skalieren - die Cloud kann hier ihre Vorteile am besten ausspielen. Auch Systeme zur Speicherung großer Informationsmengen sind - den entsprechenden Anbieter vorausgesetzt - als Cloud-Anwendung gut aufgehoben.

Anwendungen, die ortsübergreifend genutzt werden, wie etwa CRM-Systeme oder Collaborations-Anwendungen sind sinnvolle weitere Schritte.

Besonders schützenswerte Informationen auf keinen Fall auslagern

Was würden Sie auf keinen Fall auslagern?

Köhler: Alles was besonders schützenswerte Informationen meines Unternehmens tangiert. Die berühmten "fünf Prozent" Informationen, die einen Wettbewerbsvorteil darstellen, sollten in jedem Fall besonders gesichert sein. Dies schließt einen Einsatz in jeder Art von Carrier-Cloud meiner Meinung nach aus. Je nach Unternehmen können das die Konstruktionspläne aber auch Kundenbeziehungsdaten oder andere Informationen sein.