Karl Pomschar, Qimonda: Visionär mit Erfolgsrezept

29.11.2007
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Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
"Als ich Kind war, gab es noch keine CIOs. Vielleicht wäre ich schon damals gerne einer geworden", sagt Qimonda-CIO Karl Pomschar, der sich im diesjährigen Wettbewerb "CIO des Jahres" unter den Top 10 findet.

Karl Pomschar weiß, was er will. Vor seinem geistigen Auge hat er gestern schon die Vision von morgen verwirklicht - vom großen Ganzen bis ins kleinste Detail. Das bekommt der Besucher bereits beim Betreten des Grasbrunner Unternehmenssitzes der Qimonda AG zu Gesicht: Sogar für den farbenfrohen Anstrich und die moderne, mitarbeiterfreundliche Innenausstattung der Arbeitsräume hat er gesorgt. Mit akribisch-beeindruckender Zielstrebigkeit trieb er in den vergangenen zwei Jahren die Aufteilung des Halbleiterfabrikanten Infineon voran und steht heute als CIO der ausgegliederten Qimonda AG für eine neue Unternehmensphilosophie. Pomschar ist ein visionärer Macher, der stets weiter denken will als andere – Innovationen schaffen, schon bevor die Analysten sie als kommenden Trend ausmachen. Damit ist er bei Qimonda bestens aufgehoben: Das Budget soll auf Innovation anstatt auf den operativen Betrieb ausgerichtet sein. "Wenn ich nur die vorgegebenen Ziele erreichen will, laufe ich dem Hasen immer hinterher und werde ihn nie einholen. Als CIO muss ich die Trends erkennen, bevor sie Mainstream werden", sagt Pomschar.

Wall of Fame

Karl Pomschars Credo: Loslassen und neu anfangen statt an teuren Fehlinvestitionen festhalten. (Foto: Joachim Wendler)
Karl Pomschars Credo: Loslassen und neu anfangen statt an teuren Fehlinvestitionen festhalten. (Foto: Joachim Wendler)
Foto: Joachim Wendler

Auf die Mitarbeiter und ihre Ideen legen die Konzernleitung von Qimonda und der CIO großen Wert. Neben der unternehmensweiten IQ-"Ideas for Qimonda"-Initiative werden neue Ideen und die besten Projekte auf einer eigenen "IT Wall of Fame" inmitten der Schreibtische der Großraumbüros verewigt. Dies fördert die Motivation und wertet das Betriebsklima weiter auf. "Bei Qimonda sind die Leute gerne, weil sowohl das Miteinander unter den Kollegen als auch die Motivation im Beruf stimmen", sagt Pomschar. Wie zum Beweis schaut er während eines Firmenrundgangs kurz auf die Uhr und anschließend in die Büros: "Viertel nach fünf – fast alle Mitarbeiter sind noch da." Ohne verlässliches Team kann sich der CIO seinen Beruf nicht vorstellen.

"Erfolg ist wiederholbar"

Pomschar hat bewiesen, dass der Erfolg, den er zuvor als IT-Manager bei Infineon hatte, wiederholbar ist. Teilung und Neuaufbau von IT-Organisation und IT-Systemen, Aufbau einer weltweit einheitlichen ERP-Lösung für Qimonda oder Einführung eines neuen Governance-Modells – Pomschar hat seine Ziele allesamt schnell erreicht. "Während der Teilung das eine tun zu müssen, ohne das andere lassen zu können, war gleichermaßen herausfordernd wie interessant." Die Risiken, die während einer umfassenden Neuausrichtung eines Unternehmens oft im Detail stecken, begreift Pomschar als Chance: "Viele Menschen sehen nur das Negative im Risiko. Wenn wir Fehler machen, müssen wir sie uns eingestehen und aus ihnen lernen. So können die meisten Gefahren für Projekte bereits erkannt und beseitigt werden, bevor sie richtig ernst werden." Sein Credo lautet: Loslassen und neu anfangen statt an teuren Fehlinvestitionen festzuhalten. Das Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein, das nötig ist, um die Komfortzone zu verlassen und unpopuläre Maßnahmen durchzuboxen, bringt Pomschar mit.

Heute München, morgen Singapur

Karl Pomschar auf einen Blick: Stationen, Projekte, Ansichten.
Karl Pomschar auf einen Blick: Stationen, Projekte, Ansichten.

Als studierter Ingenieur stieg Pomschar Mitte der Achtziger bei Compaq Computer ein, war dann als freier Berater und lange Jahre bei VLSI Technology (später Philips) tätig. 2000 kam er als CIO zu Infineon, seit Mai vergangenen Jahres ist er bei Qimonda, weil er eine neue Herausforderung suchte und ihn die neue zukunftsgerichtete Philosophie reizte. Sein weit über das Fach hinausgehende Wissen eignete er sich auch durch viele Auslandsprojekte an; unter anderem war er lange in den USA. Pomschar beherrscht fünf Sprachen fließend und reist beinahe wöchentlich durch die Welt – heute München, morgen Singapur, nächste Woche USA. Der Halbleitermarkt war immer schon international, bei Qimonda in Grasbrunn arbeiten Kollegen aus vielen Nationen. Pomschar kann sich mit den meisten von ihnen in ihrer Landessprache unterhalten.

Ob er auf seinen Reisen und mit der großen Verantwortung für Mitarbeiter und Projekte an vielen Standorten weltweit nicht ab und zu einmal in Stress gerate? "Mit Erfolg kann ich entspannen, Urlaub habe ich eigentlich nie", sagt der 52-jährige zweifache Familienvater gelassen. Auf dem Weg nach draußen ist er trotz Feierabendstimmung in der übrigen Belegschaft im Geiste schon bei seinem nächsten Termin. Den Abschied verbindet er mit einer Einladung: "Wenn Sie das nächste Mal kommen, muss ich Ihnen unbedingt zeigen, was wir bei Qimonda eigentlich produzieren."