Handy-Branche kämpft um Internet-Kunden

21.01.2008
Von pte pte
Hersteller von Mobiltelefonen versuchen bereits seit längerer Zeit ihre Geräte so zu gestalten, dass sie zur Internet-Nutzung für Kunden attraktiver werden.

Bis zum Jahr 2010 soll die Zahl der Handys mit Web-Browser von 250 auf 814 Mio. weltweit steigen. Auch die in wenigen Wochen stattfindende weltgrößte Handymesse World Mobile Congress (ehemals 3GSM) in Barcelona bestätigt mit dem diesjährigen Schwerpunkt "Mobile World" diesen Trend. Vor allem die Möglichkeit, Online-Portale wie YouTube, MySpace oder Clipfish ohne Einschränkungen auf dem Handy zugänglich zu machen, wird in diesem Zusammenhang immer gefragter. Auch wenn Programmierer mit Hochdruck daran arbeiten, sind bis auf wenige High-End-Geräte derzeit aber kaum Mobilfunktelefone zu finden, die das leisten können. Hinzu kommt, dass die Tariflage, was die Nutzung von Internet am Handy betrifft, für Kunden in den meisten Fällen durch hohe anfallende Kosten nicht sehr attraktiv ist. So warnen Verbraucherschützer immer wieder davor, dass Netzbetreiber mit neuen Tarifen und wohlklingenden Günstig-Versprechen Handy-Besitzer in eine Kostenfalle locken würden.

"Man kann davon ausgehen, dass sich in einigen Jahren das mobile Internet zum Massenmarkt entwickeln wird", erklärt Björn Brodersen vom Online-Tarifberater Teltarif, im Gespräch mit "pressetext". Im Moment sei dieses aber für viele Handynutzer wohl weniger wichtig als interessant. Dies liege nach Meinung des Handy-Experten unter anderem daran, dass heutige Geräte immer mehr können und über verbesserte Rechenleistungen verfügen, leichter als Laptops sind und zudem die Preise für die mobile Internetnutzung sinken. "Von Seiten der Anbieter wurde es aber vielfach versäumt, den Kunden einen wirklichen Mehrwert des mobilen Internets deutlich zu machen", meint Brodersen. Die Vermarktung des mobilen Internets sei bislang zu technikorientiert gewesen, Kunden könnten mit Begriffen wie UMTS oder HSDPA nur wenig bis gar nichts anfangen.

Vor allem die Wiedergabe von Videomaterial wird immer wieder dazu benutzt, um Kunden für Internet-Tarife zu ködern. Verbraucherschützer betrachten diese Entwicklung allerdings mit Skepsis. "Die deutschen Mobilfunkbetreiber, die Milliarden Euro für die UMTS-Lizenzen ausgegeben haben, haben die Produkte für den mobilen Internet-Zugang per Handy entwickelt und versuchen jetzt, die Kunden für die Angebote zu begeistern", stellt auch Brodersen fest. Anbieter würden zur Zeit verstärkt versuchen mobile Internetangebote über Dienste wie Videostreams, Musikdownloads oder Handy-TV zu verkaufen und diese über ein Lebensgefühl zu vermarkten. "Über den Sinn und Mehrwert von Videos auf dem Handydisplay muss sich jeder selbst seine Gedanken machen", so Brodersen. Damit die Mehrheit der Kunden solche Dienste auch annehmen, seien attraktive Flatrate-Tarife aber ein Muss. "Viele Handybesitzer assoziieren das mobile Internet noch mit hohen Nutzungskosten und das in vielen Tarifen auch zu Recht", meint Brodersen abschließend.

Mobiles Internet gilt als wichtiger Umsatzmotor für die Telekommunikationsbranche. Einer aktuellen Studie zufolge sind 56,5 Prozent der Branchenexperten der Meinung, dass das Handy-Web auf Platz eins der Mobilfunkdienste mit der größten Bedeutung zu reihen ist. Ende 2007 besaßen bereits mehr als zehn Mio. Deutsche ein UMTS-fähiges Mobilfunkgerät (pte)