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RIA-Plug-in

Microsoft veröffentlicht Silverlight 2

14.10.2008
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Microsoft hat die zweite Version seines Multimedia-Plug-ins "Silverlight" für Rich Internet Applications (RIA) veröffentlicht.

Microsoft müht sich nach Kräften, Silverlight ähnlich populär zu machen wie den konkurrierenden und bereits omnipräsenten Flash Player von Adobe Systems. Während letzterer allerdings auch für Linux, Solaris und verschiedene mobile Endgeräte verfügbar ist, bedient Microsoft lediglich die beiden populärsten Betriebssysteme Windows und Mac OS X.

Um mehr Entwickler auf Silverlight zu locken, finanziert Microsoft ein französisches Open-Source-Projekt (von Soyatec, gehostet bei SourceForge), das Werkzeuge für die Silverlight-Entwicklung mit dem ebenfalls quelloffenen Framework Eclipse erstellt. Eclipse-Developer sollen ihre Silverlight-Elaborate dann auch mit Kollegen austauschen können, die mit den Microsoft-Werkzeugen Visual Studio oder Visual Web Developer 2008 Express Edition (kostenlos) arbeiten.

Ferner veröffentlicht Microsoft das kostenlose Vorlagenpaket "Silverlight Control Pack" unter der OSI-genehmigten Microsoft Permissive License und legt die technische Spezifikation des XAML-Vokabulars (Extensible Application Markup Language) von Silverlight unter der Microsoft Open Specification Promise offen.

Während Silverlight 1 noch ein eher einfaches Plug-in für HD-Video war, ermögliche Version 2 nun adaptives Streaming, sagt Scott Guthrie, Corporate Vice President .NET Developer Edition. Der neue Silverlight-Player enthält nach Angaben von Brian Goldfarb, Director in Microsofts Entwicklersparte, auch gleich eine (abgespeckte) Version der .NET-Runtime von Microsoft, gegen die die rund vier Millionen registrierten .NET-Entwickler schreiben können.

Im Gegensatz zu den sonst von Microsoft bevorzugten Programmier- und Skriptsprachen Visual Basic und C# lassen sich Silverlight-Anwendungen aber auch mit Web-typischen Sprachen wie JavaScript, Ruby oder Python erstellen. Das Framework könne bis zu 1000 Mal schneller arbeiten als etwa JavaScript im Browser, behauptet Guthrie.

Silverlight 2 unterstützt ein umfassendes Programmiermodell mit unter anderem Data Grids, Kalender-Controls, Slidern und Knöpfen. Für die Controls gibt es Templates und Skins, der Netz-Stack unterstützt Web-Services, Atom-Endpoints sowie Sockets. Anwendungen können Fähigkeiten wie Deep Zoom nutzen, und AJAX-APIs sind ebenfalls vorhanden.

Klare Sache: Microsoft verschenkt den Silverlight-Player und Lowend-Programmierwerkzeuge, um Entwickler und Designer anzufixen und letztendlich auf seine höherwertigen und kostenpflichtigen Tools wie Expression Studio oder Visual Studio zu lotsen. "Nennen Sie uns einfach Gilette", scherzt Goldfarb.

Auf mehr als 96 Prozent aller PCs weltweit ist nach Angaben von Adobe der aktuelle Flash Player 9 installiert (Version 10 steht kurz vor der Veröffentlichung). Davon ist Microsoft noch ein gutes Stück entfernt. Über wichtige Content-Deals - zum Beispiel mit NBCOlympics.com während der Sommerspiele in Beijing - und dank der überlegenen Videoqualität von Silverlight wurde der Microsoft-Player laut Goldfarb aber immerhin schon "deutlich über 200 Millionen Mal" heruntergeladen. Derzeit arbeite man unter anderem mit AOL, BlockBuster, Hard Rock, HSN, Netflix sowie CBS College Sports an neuen Applikationen auf Basis von Silverlight.

Übrigens: Silverlight 2 läuft auch im Google-Browser Chrome, nachdem man die Software über den Internet Explorer 6/7 oder Mozilla Firefox installiert oder in Chrome den direkten Download-Link aufgerufen hat.

Für Silverlight auf Windows Mobile hat laut Goldfarb eine nicht öffentliche CTP (Community Tecnology Preview) begonnen. Wann eine endgültige Version für die hauseigenen oder andere Mobiltelefone erscheinen soll, ließ der Microsoft-Mann offen.