Videokonferenzen

Nicht wirklich ein Ersatz für persönliche Treffen

03.11.2008
Von pte pte
Videokonferenzen sind eine zweischneidige Angelegenheit. Eine Studie legt den Schluss nahe, dass man real und virtuell anwesende Teilnehmergruppen behutsam mischen sollte.

Videokonferenzen minimieren Zeit- und Reiseaufwand von Gesprächspartnern und ermöglichen dadurch betriebliche Einsparungen. Die virtuelle Versammlungsform hinkt jedoch in mehreren Punkten der direkten räumlicher Anwesenheit an Qualität nach, behauptet Carlos Ferran von der Pennsylvania State University im Journal des Institute for Operations Research and the Management Sciences. Demnach tun sich Teilnehmer an Videokonferenzen im Vergleich schwerer, am Bildschirm erhaltene Informationen zu interpretieren und Urteile über zugeschaltete Kollegen zu bilden. Auch die Informationsverarbeitung geschieht nach anderen Mustern als bei der direkten Besprechung.

HD-Videokonferenzen werden interoperabel.
HD-Videokonferenzen werden interoperabel.
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Dazu wurde das Verhalten von Ärzten bei interaktiven Seminaren untersucht, die sowohl direkte Anwesenheit als auch die Teilnahme per Videokonferenz ermöglichten. Die virtuell zugeschalteten Teilnehmer ließen sich weitaus mehr von der Beliebtheit des Sprechers als von der Qualität seiner Argumente beeinflussen, während bei persönlicher Anwesenheit das Gegenteil der Fall war. Studienleiter Ferran warnt davor, dass sich auch in anderen Bereichen Videokonferenzen nachteilig auswirken könnten, sollten Unterschiede zur direkten Kommunikation nicht besser ausgeglichen werden. Videokonferenzen sollten bei wichtigen Entscheidungsfindungen eher nicht zum Einsatz kommen, wenn einige Konferenzteilnehmer direkt anwesend sind und andere per Video. "Es liegt nahe, dass beide Gruppen die Informationen unterschiedlich verarbeiten", so Ferran.

Verbesserungen der derzeitigen Technik sollten Maßnahmen berücksichtigen, die den zusätzlichen geistigen Aufwand bei einer Videokonferenz verringern. Das sind für Ferran etwa Vorrichtungen, die einem Redner besser ermöglichen, das Wort zu ergreifen, akustische Verortungen oder Maßnahmen zur besseren Darstellung der räumlichen Distanz oder Nähe von Personen.

Gegenüber pressetext meint Daniel Furrer vom Videokonferenz-Anbieter Polycom, die Teilnehmer einer Videokonferenz würden Inhalte seiner Erfahrung nach ähnlich gut oder schlecht wie in einem persönlichen Gespräch aufnehmen. Voraussetzung für das Gelingen sei es, die Gesprächspartner möglichst wenig von der Technik im Hintergrund mitbekommen zu lassen und ihnen die Teilnahme mit nur einem einzigen Knopfdruck zu ermöglichen. Laut Furrer seien technische Engstellen "so gut wie verschwunden". Insbesondere interne, regelmäßige und internationale Besprechungen seien gut durch Videokonferenzen ersetzbar, "kaum jedoch persönliche Treffen, insbesondere bei neuen Geschäftsbeziehungen und dem ersten Kennenlernen", so Furrer abschließend. (pte)

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