DSL ist out

Carrier diskutieren Glasfaser-Zukunft

24.10.2008
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Während die letzten Unbelehrbaren noch "DSL für alle" fordern, planen die Carrier bereits den flächendeckenden Glasfaser-Ausbau.

1.600 Petabyte (1 Petabyte = 1.000.000.000.000.000 Byte) an Daten transportierte allein die Telekom im deutschen Internet, die Abrufzahlen von Youtube steigen ständig, die Verbreitung von HDTV-Inhalten via Internet wird immer populärer. Angesichts dieser wachsenden Datenmengen wundert es nicht weiter, dass die auf dem Münchner IP Summit am Rande der Systems versammelten Experten einen zügigen Glasfaserausbau forderten, um mit dem Bandbreitenbedarf mithalten zu können. Selbst das von der Telekom mit Milliarden-Investitionen errichtete VDSL-Netz erscheint schon veraltet. Mittlerweile kann der Hunger nach Bandbreite wohl nur mit Glasfaser bis zum Gebäude (FTTB) gestillt werden.

Die Technik ist zwar da, doch die Sache hat einen Haken: Ein flächendeckender Glasfaserausbau in Deutschland wird nach Schätzung der Experten wohl 40 bis 50 Milliarden Euro kosten. Investitionssummen, die ein Carrier wohl kaum alleine stemmen kann. Doch das erforderliche Kapital - die weltweite Finanzkrise erleichtert eine entsprechende Finanzierung derzeit nicht - ist nur ein Problem, auf der anderen Seite stehen ungeklärte Regulierungsfragen. So stellte etwa T-Home-Vorstand Timotheus Höttges auf dem IP-Summit klar, dass in den Augen der Telekom der flächendeckende Glasfaserausbau zu einer komplett neuen Infrastruktur führe und damit die Telekom anderen Regulierungsbestimmungen unterliegen müssen. "Wir bauen nicht eine neue Infrastruktur, nur um sie hinterher günstig den Resalern zur Verfügung zu stellen", so Höttges. Auf der anderen Seite fürchten die Wettbewerber, dass es eventuell in den Ballungszentren zu einem aggressiven Infrastrukturwettbewerb kommt. Hier könnten dann mehrere Glasfasernetze parallel nebeneinander gebaut werden, während in der Fläche niemand investiert. "Die wäre ein volkswirtschaftlicher Wahnsinn", so ein Manager hinter vorgehaltener Hand.

Alle Beteiligten sehen deshalb die Politik gefordert. Sie müsse schnellstmöglich einen Regulierungsrahmen schaffen, der klare und faire Bedingungen schafft. Sonst so die Befürchtung der Teilnehmer am IP-Summit, droht Deutschland in Sachen Breitband-Zukunft endgültig ins Hintertreffen zu geraten.