Neue Business-Modelle dank Collaboration

Collaboration - Von der Automobilindustrie lernen

24.06.2008
Von 
Oliver Häußler arbeitet als freier Journalist und Moderator in der IT- und Telekommunikationsbranche. Seine journalistischen, wirtschaftlichen und technischen Erfahrungen sammelte der Kommunikationswissenschaftler während seiner über 20 Jahre langen Tätigkeit als Chefredakteur von renommierten Fachzeitschriften wie der Funkschau, FunkschauHandel, NetworkWorld und als Moderator von Kongressen, Webcasts und zahlreichen Podiumsdiskussionen.
Collaboration ist eine der vielversprechendsten Anwendungen von Unified Communications im Web-2.0-Zeitalter. Das ortsunabhängige Zusammenarbeiten mit Teilnehmern aus der ganzen Welt spart Zeit und Geld, neue Business-Modelle zeichnen sich ab.

Collaboration ist der Turbo für die Geschäftsentwicklung. So zumindest sieht es IT-Experte Luis Praxmarer, der seit zweieinhalb Jahren das damals neu gegründete Marktforschungsinstitut Experton Group mit aufbaut, das heute zu den führenden Analysehäusern im ITK-Service-Bereich weltweit zählt. Praxmarer: "Unser schnelles Wachstum war nur möglich, weil wir die Mitarbeiter auf der ganzen Welt per Knopfdruck äußerst komfortabel in Telefonate einbinden konnten." Die 40 Mitarbeiter von Experton sind in Europa, den USA, Asien und Südafrika ansässig und in ein weltumspannendes Netz so integriert, dass ein intensiver Informationsaustausch jederzeit möglich ist.

'Ohne Collaboration wäre ein weltweiter Unternehmensaufbau in diesem Tempo nicht realisierbar gewesen.' Luis Praxmarer, Experton Group
'Ohne Collaboration wäre ein weltweiter Unternehmensaufbau in diesem Tempo nicht realisierbar gewesen.' Luis Praxmarer, Experton Group
Foto: Experton Group LLC

Praxmarer und seine Kollegen machten beim Aufbau des Unternehmens auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches. Sie telefonierten, tauschten Daten und Informationen übers Netz aus oder arbeiteten gemeinsam auf virtuellen Plattformen. Allerdings nutzten die Experton-Mitarbeiter diese Techniken äußerst konsequent und ersetzten damit aufwändige Team-Meetings, die nicht nur viel Zeit in Anspruch genommen, sondern auch enorme Reisekosten produziert hätten. "Ohne Collaboration wäre ein weltweiter Unternehmensaufbau in diesem Tempo nicht realisierbar gewesen", sagt Praxmarer. Einige seiner engsten Mitarbeiter hat der Manager bis heute nicht persönlich getroffen.

Anhand dieses einfachen Beispiels wird deutlich, wie moderne Kommunikationstechnologien die Arbeitsweise von Unternehmen mit weltweit verteilten Mitarbeitern verändern können. Die perspektivischen Auswirkungen dieser Entwicklung hat der US-amerikanische Journalist Thomas Friedman in seinem Buch "Die Welt ist flach" anschaulich beschrieben: Demnach seien nicht mehr Staaten und Unternehmen die Akteure der Globalisierung, sondern die Individuen, ermächtigt durch Werkzeuge globaler Kooperation wie Highspeed-Internet-Verbindungen, Workflow-Software oder Suchmaschinen.

Collaboration, also die technikgestützte Zusammenarbeit, ist ein zentrales Instrument zur besseren Einbindung von Mitarbeitern, Kunden, Partnern, Zulieferern und anderen Beteiligten und kann Branchen, in welchen Informationsprozesse wettbewerbsentscheidend sind, positiv beeinflussen. Ein Vergleich: "Warum", fragt Praxmarer, "hat die Automobilbranche heute nur noch eine Fertigungstiefe von 25 Prozent?" Seiner Ansicht nach liegt das zu einem erheblichen Teil am hohen Integrationsgrad dieser Branche. Im Vergleich zur Automobilbranche ist die Informations- und Kommunikationsbranche allerdings noch sehr jung und kann mit solchen Werten nicht aufwarten. Mit Technologien wie Unified Communications beginnt gerade erst das Zeitalter der Anwendungsintegration. Sie ermöglicht die Einbindung aller Beteiligten in die Kommunikationsprozesse und bewirkt somit eine höhere Integrationsdichte.

Wie das Experton-Beispiel zeigt, sind die Technologien für Collaboration heute bereits vorhanden. Die eigentliche Herausforderung für Unternehmen, die von Collaboration profitieren wollen, liegt also darin, das Angebot so einzusetzen, dass es die Produktivität der Mitarbeiter optimiert und so letztlich die Gesamtproduktivität steigert.