Skype stellt das BKA vor gravierende Probleme

BKA kann Skype-Verschlüsselung nicht knacken

23.11.2007
Die deutsche Polizei ist bislang nicht in der Lage, Skype-Telefonate abzuhören. Der lokal installierte Bundestrojaner soll Abhilfe schaffen.

Während die VoIP-Telefonie auf Basis des Session Initiation Protocol (SIP) Hackern offenbar Tür und Tor öffnet, tun sich selbst professionelle Ermittler (zumindest in Deutschland) schwer, Skype abzuhören. Die Verschlüsselung des VoIP-Anbieters Skype stelle das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) vor "gravierende Probleme", erklärte Jörg Ziercke, Präsident des BKA, am Donnerstag anlässlich einer Tagung zum Thema Internet-Kriminalität. BKA-Experten können die Telefongespräche, die über den beliebten VoIP-Dienst getätigt werden, nicht entschlüsseln. Hier kommt einmal mehr der Bundestrojaner ins Spiel. "Wir müssen die Gespräche entweder an der Quelle abfangen bevor sie verschlüsselt werden oder beim Empfänger nachdem sie dechiffriert wurde", so Zierke.

"Skype verwendet erstens einen Algorithmus, der bis jetzt noch nicht geknackt wurde, und zweitens werden die Datenpakete über ein verschlüsseltes P2P-Netzwerk gesendet", erläutert der Sicherheitsexperte Günther Wiesauer, CEO des Security-Unternehmens underground_8 im Gespräch mit "Pressetext". Die verschickten Datenpakete können somit auch kaum identifiziert werden, so Wiesauer weiter. Diese hohe Sicherheitsstufe des VoIP-Anbieters stellte selbst sein Unternehmen bereits vor Probleme. "Wir haben die Linzer Universität mit unserer Sicherheitslösung ausgestattet. Da es sich dabei um ein öffentliches Netzwerk handelt, ist es aus rechtlichen Gründen verboten, via Skype zu telefonieren", berichtet Wiesauer. Aufgrund der mühsamen Identifikation der Datenpakete können sie kaum abgefangen werden, daher mussten die Techniker bereits die Skype-Anmeldung, wo die Daten noch klar vorliegen, verhindern.

Aufgrund von verschlüsselter Kommunikation im Web sprechen sich europäische Ermittlungsbehörden seit längerem für die heimliche Online-Durchsuchung aus. Dadurch wollen sie direkten Zugriff auf die Quelle, also den einzelnen Client erhalten. Während sich die österreichischen Regierungsparteien bereits geeinigt haben, wird in Deutschland noch diskutiert. Online-Durchsuchungen seien besonders aufwändig, daher sollen sie auch nur in Einzelfällen zum Einsatz kommen, versucht Ziercke Bedenken zu zerstreuen. Von den aktuell 230 Ermittlungsverfahren mit islamistisch-terroristischem Hintergrund könne er sich zwei bis drei Fälle vorstellen, wo eine Online-Durchsuchung sinnvoll wäre.

"Der Bundestrojaner ist eine technische Totgeburt und wird nicht so funktionieren, wie es sich die Behörden vorstellen", kommentiert Wiesauer. Es gäbe zu viele Gegenspieler, die eine PC-Infektion verhindern. "Einerseits integrieren die Betriebssystemhersteller ihrerseits bereits Abwehrtechniken, die Installationen von Schädlingen verhindern sollen. Schließlich steht dem Angreifer noch die Firewall im Weg", so der Experte. Die einzig vorstellbare Methode wäre, dass Ermittler Zero-Day-Exploits von wiederum kriminellen Hackern zukaufen würden - und das sei kaum vorstellbar, so Wiesauer.

Eine funktionierende Methode der Internet-Überwachung praktizieren hingegen die USA. Mit dem Spionagenetz Echelon ist es dem Geheimdienst möglich, den gesamten Datenverkehr, der von einer IP-Adresse ausgeht oder dort empfangen wird, zu überwachen. "Das System sitzt dazu in zentralen Internet-Knoten und behält so die gesamte IP-Kommunikation im Auge - besuchte Webseiten, E-Mail, Chat und vieles mehr. Das würde technisch auch in Europa funktionieren, ist jedoch datenschutzrechtlich ein Wahnsinn", so Wiesauer abschließend gegenüber Pressetext. (pte/mb)