Im Test

Xen macht kräftige Fortschritte

17.04.2008
Von 
Dipl. Inform. Johann Baumeister blickt auf über 25 Jahre Erfahrung im Bereich Softwareentwicklung sowie Rollout und Management von Softwaresystemen zurück und ist als Autor für zahlreiche IT-Publikationen tätig. Sie erreichen ihn unter jb@JB4IT.de
Die neue Heimat bei Citrix scheint der Virtualisierungslösung "XenServer" gutzutun. Mehr Leistung und die Orientierung an VMware-Funktionen prägen das Release 4.

Im Herbst letzten Jahres hat Citrix das Unternehmen Xensource samt dessen Virtualisierungslösung XenServer übernommen. Die Wurzeln der Software liegen in der Open-Source-Community: Xen wurde in England an der University of Cambridge entwickelt. Zur Vermarktung des Virtualisierungs-Tools wurde später das Unternehmen Xensource gegründet. Für die Akquisition soll Citrix tief in die Taschen gegriffen und knapp 500 Millionen Dollar bezahlt haben, obwohl Xensource gerade mal fünf Millionen Dollar Umsatz auswies. Diese Zahlen machen deutlich, welche Erwartungen der Hersteller in das Marktsegment Virtualisierung und damit in das Produkt Xen setzt (lesen Sie dazu auch im COMPUTERWOCHE-Wiki Virtualisierung). Ein weiterer Beweis: Gleichzeitig hat Citrix sein Flagschiff, den Presentation Server, in XenApp umbenannt.

Inzwischen liegt XenServer in Version 4 vor. Das neue Release wurde für diesen COMPUTERWOCHE-Test unter den Aspekten Setup, Betrieb und Überwachung einer virtuellen Infrastruktur untersucht. So viel vorab: Xen hat mächtig aufgeholt und steht den etablierten Anbietern und ihren Tools in diesem Segment kaum mehr nach.

Allgemeines

Die Architektur von Xen basiert auf einem Virtual Machine Manager, dem Hypervisor. Unter dessen Kontrolle werden die Gäste ausgeführt. Die Verwaltung des Hypervisors und der Gäste erfolgt über die separate Konsole XenCenter. Der XenServer unterstützt alle derzeit gängigen Intel-Plattformen, kommt also mit 32-Bit-Prozessoren, mit und ohne Physical Address Extension (PAE), 64-Bit-Prozessoren und Symmetric Multiprocessing Systemen (SMP) gleichermaßen zurecht. Als maximalen Speicherausbau unterstützt das Virtualisierungs-Tool auf 64-Bit-Systemen mittlerweile 124 GB RAM. Betrachtet man die heutigen Rechnerausstattungen, so sollte das auch für die kommenden Jahre reichen.

Angeboten wird Xen, wie heute oft üblich, in unterschiedlichen Ausbaustufen. XenExpress stellte dabei die kleinste Version mit dem geringsten Funktionsumfang dar. Es unterstützt nur einen XenServer-Host mit maximal 4 GB RAM und vier konkurrierenden virtuellen Maschinen. XenExpress zielt damit in erster Linie auf Test- und Evaluierungsszenarien. Die mittlere Edition, die als XenServer bezeichnet wird, kommt bereits mit mehreren Hosts und maximal 128 GB RAM zurecht. Wer ein Maximum an Leistung benötigt, muss zu XenEnterprise greifen. Die Enterprise-Version umfasst funktional sämtliche Features des XenServer und erweitert ihn darüber hinaus um Funktionen für Clustering, Ressourcen-Pools, den Support von NFS, iSCSI, Shared Storage, um XenMotion sowie um die Unterstützung von VLAN Trunk Ports. XenEnterprise war auch Gegenstand dieses Testberichts.

Xen unterstützt eine breite Auswahl an Gastsystemen. Das XenCenter bietet dazu alle notwendigen Funktionen an einem zentralen Platz.
Xen unterstützt eine breite Auswahl an Gastsystemen. Das XenCenter bietet dazu alle notwendigen Funktionen an einem zentralen Platz.

Als Verwaltungs-Tool für alle drei Editionen kommt das XenCenter zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um eine Windows-Konsole, die auf einem separaten Rechner installiert wird und über die Netzverbindung den oder die XenServer verwaltet.

Xen bildet Server virtuell nach. Das kann prinzipiell in zwei Varianten erfolgen. Bei der vollständigen Virtualisierung emuliert das Tool einen nahezu kompletten x86-Rechner. In diesem Kontext lässt sich folglich jedes Gast-Betriebssystem einbetten, das für x86-Rechner verfügbar ist. Die vollständige Server-Virtualisierung verlangt keine Anpassung des Gastes. Bei der zweiten Variante, der Paravirtualisierung, erfolgt keine komplette Emulation. Stattdessen verwenden die Gäste Teile des Host-Systems und beziehen sich im Betrieb darauf. Dies ist schneller, verlangt aber eine Anpassung der Gastsysteme an den Host. In der Vergangenheit erforderte Xen von den Gästen gerade diese Anpassung. Durch die Unterstützung von Virtualisierungsfunktionen in den CPUs von Intel und AMD ist dies aber nicht mehr notwendig, Xen kann nun auch unveränderte Windows-Gäste integrieren.

Laut Dokumentation unterstützt Xen als Gäste alle 32-Bit Windows-Betriebssysteme in allen vier Editionen ab Windows 2000. Bei den 64-Bit-Betriebssystemen gibt es Support für Windows Server 2003 und den Windows Small Business Server 2003 mit SP2. Ferner steht eine Vielzahl an Linux-Derivaten auf der Kompatibilitätsliste von Xen, so etwa RHEL 4.1, 4.4, 4.5 und 5.0, SLES 10 mit SP1, CentOS 4.5 und 5.0 und schließlich Debian Sarge und Etch Linux.

Für diesen Test wurde XenServer auf einem Rechner mit einer Dual-Core-CPU, 8 GB RAM, zwei Netzkarten und lokalen Festplatten eingerichtet. Xen verlangt den exklusiven Zugriff auf die Festplatten. Ein Mehrfach-Boot zusammen mit anderen Betriebssystemen oder Konfigurationen, wie es im Test hilfreich sein mag, ist nicht möglich. Das Setup ist direkt von der CD zu starten. Zu den Angaben beim Setup zählen jene zur verwendeten Tastatur, den zu installierenden Modulen, dem Umfang der zu installierenden Linux-Pakete, der Zeitzone, der Existenz eines NTP- und DHCP-Servers, den IP-Adressen sowie weiteren netzbezogenen Parametern. Das hier aufgebaute Testsystem sollte relativ eigenständig operieren und wurde deshalb mit einer statischen IP-Adresse ausgestattet. Ferner sollte der XenServer als DNS-Server fungieren. Dies ermöglicht dem Verwaltungsrechner XenCenter einen Verbindungsaufbau über den Namen des Servers.