IT-Strategie

Der Bauplan für die SOA

16.10.2008
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Bottom-up oder Top-down? Kleine Pilotprojekte oder gleich die große Architektur? Die Meinungen zur besten SOA-Einführungsstrategie gehen auseinander.

Think big, start small lautet eine oft gehörte Empfehlung zum Aufbau einer SOA. Doch wie sollen Projektverantwortliche solche allgemeinen Ratschläge praktisch umsetzen?

Unternehmen sollten den potenziellen Nutzen der SOA anhand überschaubarer Projekte deutlich machen, empfiehlt Gartner-Experte Christian Hestermann.
Unternehmen sollten den potenziellen Nutzen der SOA anhand überschaubarer Projekte deutlich machen, empfiehlt Gartner-Experte Christian Hestermann.

Der Analyst Christian Hestermann erklärt, wie sich die Marktforscher von Gartner eine pragmatische Herangehensweise vorstellen. Unternehmen, die neu in das Thema einsteigen, empfiehlt er, den potenziellen Nutzen anhand überschaubarer Projekte deutlich zu machen und damit das Management ins Boot zu holen. Wenn erste Erfolge zu verzeichnen sind, geht es an die unternehmensweite Einführung. Hier kommt die klassische Top-down-Strategie ins Spiel: Das Projektteam setzt bei den Geschäftsprozessen an, spricht mit Anwendern und beschreibt, wie die Abläufe künftig aussehen sollen. Erst danach folgen die Arbeiten an der IT-Infrastruktur (siehe auch: In zehn Schritten zur SOA).

SOA-Strategie der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank operiert nach einem ähnlichen Muster. CIO Wolfgang Gaertner unterscheidet zwei Phasen: "In der Experimentierphase geht es zunächst darum, Grundprinzipien zu erklären und Tools und Modelle auszuprobieren." Das Projektteam brauche dazu Freiheiten. Wenn erste Erfahrungen und ein gewisses Interesse vorhanden sind, sollte das Management die großen Themen vorgeben und durchsetzen. Die Deutsche Bank verfolge derzeit mehrere große SOA-Projekte, darunter auch solche in den USA, die allesamt top-down getrieben seien (siehe auch: Bottom-up oder top-down?).

Olaf Herbig, Vice President Operations Implementation & Management bei T-Systems, setzt ebenfalls auf kleine Pilotprojekte als Einstieg in die Service-Orientierung. "SOA-Verantwortliche sollten sich eine klar umrissene fachliche Anforderung suchen und diese mit Hilfe von Services umsetzen", lautet seine Empfehlung. "Damit können sie zeigen, dass das Konzept funktioniert."

Für eine "große Lösung über die Architektur" plädiert dagegen IDC-Analyst Rüdiger Spies. Er rät Unternehmen generell zu einer Top-down-Strategie, kombiniert mit Erfahrungen aus einem Bottom-up-Vorgehen: "Erst muss die Architektur stehen, zumindest als Konzept."