Volldampf in Richtung SaaS

Finanzkrise erleichtert Symantec den Kauf von MessageLabs

10.10.2008
Von Hermann Gfaller
Die Ankündigung der beabsichtigten MessageLabs-Übernahme bildete den wohlinszenierten Höhepunkt von Symantecs Hausmesse Vision + Manage Fusion in Den Haag.

Zwar gab sich Symantec-CEO John Thompson überrascht: Er habe die Einigung mit MessageLabs erst Ende des Jahres erwartet. Für eine Inszenierung spricht jedoch, dass der CEO bereits im Vorfeld der Ankündigung mehrmals mögliche Akquisitionen andeutete und sich in Einzelgesprächen klar für das SaaS-Modell (Software as a Service) aussprach. "Alle Software, die wir haben, hätten wir auch gerne als Service in der Cloud", verriet er bereits am Vortag. Dabei sei er überzeugt, den Umstieg in Richtung SaaS rasch bewerkstelligen zu müssen - "sonst macht uns ein Mitbewerber damit Konkurrenz."

Symantec-CEO John Thompson sieht Europa derzeit als den besten Ort für Bar-Investitionen.
Symantec-CEO John Thompson sieht Europa derzeit als den besten Ort für Bar-Investitionen.

Anders als bei überraschenden Übernahmen üblich, konnte Thompson bereits konkrete Vorstellungen des künftigen SaaS-Geschäftszweigs nennen. So wird die jetzige MessageLabs-Führung unter dem bisherigen CEO Adrian Chamberlain nicht nur an Bord bleiben, sondern den neuen SaaS-Bereich federführend verantworten. Auch das bisherige Geschäftsmodell mit direktem und indirektem Vertrieb bleibt entgegen der im Unternehmensgeschäft bislang bei Symantec bevorzugten Partnerorientierung erhalten.

Integrationspläne

Was die Produkte betrifft, werden Symantecs Anfang dieses Jahres unter der Bezeichung "Protection Network" eingeführten SaaS-Ansätze in das Angebot von MessageLabs aufgenommen. Dabei handelt es sich um Services für Desaster-Recovery, Backup und Remote Control für amerikanische Mittelständler. Nach und nach sollen Archivierung, Schutz gegen Datenverlust (Data Loss), ein Compliance-Service und schließlich das Endpoint-Management folgen, sprich: fast die gesamte Produktpalette. Thompson ist überzeugt, dass sich all diese Produkte zu Services umbauen lassen.

Den Kunden, so der Symantec-CEO, soll in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Möglichkeit gegeben werden, eine breite Palette von informationssichernden Techniken wahlweise mit eigener Sicherheitsinfrastruktur zu betreiben und zu kontrollieren oder im preiswerteren Abo-Verfahren von einem vertrauenswürdigen Dienstleister zu beziehen. Schon am Vortag hatte er in seiner Keynote darauf hingewiesen, dass Kunden angesichts der momentanen Wirtschaftslage ihre Konzepte und Software-Partner überprüfen würden. Als umso wichtiger erachtet er es, den entstehenden SaaS-Markt nicht anderen zu überlassen.