Moderne Sklaverei

Die üblen Geschäfte chinesischer Auftragsfertiger

16.02.2009
Von pte pte
Der Bericht einer Menschenrechtsorganisation zeigt erschreckende Arbeitsbedingungen in China. Davon profitieren sollen Microsoft, IBM, Dell, Lenovo und Hewlett-Packard.

Ein Bericht der US-amerikanischen Menschenrechtsorganisation National Labor Committee (NLC) hat aufgedeckt, dass die Arbeiter einer Hardwarefabrik im chinesischen Dongguan absolut menschenunwürdigen Bedingungen ausgesetzt sind. Die Fabrik gehört dem Unternehmen Meitai Plastics & Electronics, dessen Fertigungen auch in Produkten von Microsoft, IBM, Dell, Lenovo oder Hewlett-Packard (HP) zu finden sind. Nachdem bereits öfter schockierende Berichte über die Lage der Fabrikarbeiter an die Öffentlichkeit gelangt sind, hat sich die Electronic Citizenship Coalition (EICC), ein Zusammenschluss von Technologiekonzernen zur Selbstkontrolle, nun dazu entschlossen, eine Überprüfung in dem Werk durchzuführen, berichtet "Cnet".

Die Arbeiter dürfen sich während ihrer Fließbandarbeit nicht unterhalten, keine Musik hören und ihre Hände und Köpfe nicht heben. Sie müssen zwölf Stunden täglich auf harten Holzhockern an einem Fließband sitzen, wo ihnen 1,1 Sekunden bleiben, um jeweils eine Taste einer Computertastatur zu montieren. Unbezahlte Überstunden sind Pflicht; und pro Monat haben die Arbeiter im Schnitt nur zwei freie Tage zur Verfügung. Ihr Stundenlohn beträgt rund 64 US-Cent, was nicht einmal genug ist, um die grundlegendsten Bedürfnisse zu stillen. Da die Arbeiter auf dem Firmengelände untergebracht sind, bekommen sie netto sogar nur 41 US-Cent. Regelverstöße werden mit Gehaltsabzügen bestraft. Sie leben in überfüllten Schlafsälen am Firmengelände, das sie vier Tage in der Woche nicht verlassen dürfen. Um zu verhindern, dass Informationen nach außen dringen, werden die Arbeiter zudem jedes Mal durchsucht, bevor sie das Gelände verlassen.

Die Menschenrechtsorganisation sieht die am 23. und 24. Februar geplante Überprüfung der Fabrik durch die EICC als wichtigen Schritt, bezweifelt jedoch, dass dabei authentische Bedingungen vorgefunden werden, da der Termin bereits bekannt ist. "Das gibt der Fabrik Zeit, um die Arbeiter zu bedrohen, die danach zu Gehorsam genötigt und in Angst und Schrecken versetzt sein werden", meint Charles Kernaghan, einer der Autoren des NLC-Berichts. Die betroffenen Technologiekonzerne, die alle Mitglieder des EICC sind, wollen abwarten, was die Untersuchung ergibt, bevor sie Maßnahmen treffen. Lenovo und HP haben auf Nachfrage von "Cnet" außerdem darauf hingewiesen, dass sie die Produkte von Maitei nicht direkt, sondern durch Zwischenhändler beziehen. (pte)