Vom Start-up zum Weltkonzern

40 Jahre Chipgigant Intel

15.07.2008

Intel droht zum 40. Jubiläum noch mehr Ärger mit den Kartellwächtern

Strategische Partnerschaften bilden beim Chipgiganten Intel seit Jahrzehnten das Fundament des Tagesgeschäfts. In den 80er Jahren begründete Intel an der Seite von IBM sowie der PC-Klon-Herstellern wie Compaq und Dell die PC-Industrie. In den 90er Jahren bildete Intel mit Microsoft die "Wintel"-Allianz, in der das Betriebssystem Windows und die Chips von Intel jeweils eine ideale Ergänzung boten. Doch obwohl sich Intel in seiner Geschichte stets geschickter als sein Partner Microsoft verhalten hat, ist der weltgrößte Chiphersteller zum 40. Firmenjubiläum (18. Juli 2008) ins Visier der Kartellwächter geraten.

So ist derzeit in Brüssel ein Verfahren gegen den Chip-Weltmarktführer im Gang. Intel wird vorgeworfen, den Erzrivalen AMD mit illegalen Praktiken aus dem Geschäft mit PC-Herstellern gedrängt zu haben. Im Blickpunkt der Kartellwächter stehen die Rabattzusagen für Hersteller von Personal Computern, die sich im Gegenzug verpflichten, bei der Auswahl der Mikroprozessoren sich vor allem bei Intel zu bedienen. Umstritten sind auch Werbezuschüsse für Handelspartner, die dann ihre Regale ausschließlich mit PCs bestücken, in denen ein Intel-Chip steckt.

Die Fab 30 des Konkurrenten AMD in Dresden.
Die Fab 30 des Konkurrenten AMD in Dresden.
Foto: AMD

In Deutschland kritisieren Wettbewerber vor allem die Kooperation von Intel mit der Media-Saturn-Holding (MSH). Rabatte von Intel führen unter anderem dazu, dass selbst in der "Media-Markt"-Filiale in Dresden-Mickten quasi keine PCs mit einem AMD-Mikroprozessor angeboten werden, während der kalifornische Intel-Konkurrent wenige Kilometer entfernt in seiner Dresdner "Fab" durchaus konkurrenzfähige Chips produziert. Media-Saturn hat stets dementiert, dass Filialen angewiesen worden seien, die Produkte von Intel-Konkurrenten aus den Regalen zu verbannen. Intel selbst spricht von "handelsüblichen Rabatten", die jeder in der Branche seinen Großkunden einräume.

In Südkorea wurde Intel Anfang Juni bereits zu einer Geldstrafe von 26 Milliarden Won (umgerechnet 16 Millionen Euro) verurteilt, weil das Unternehmen mit rechtswidrigen Rabatten die Verbraucher davon abgehalten habe, Produkte von AMD zu kaufen. Zuvor hatte bereits die japanische Fair Trade Commission Intel wegen einer Verletzung der Kartell-Bestimmungen verwarnt. In Brüssel laufen die Untersuchungen gegen den Chipgiganten noch. Experten erwarten aber, dass EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes die Vertriebspraktiken von Intel einschränken wird. Wegen illegaler Absprachen könnten Intel und der Media-Saturn-Holding Bußgelder in dreistelliger Millionenhöhe drohen, berichtete die "Financial Times Deutschland".

Die Aktivitäten der Europäischen Kommission werden die Rechtsabteilung von Intel viel intensiver beschäftigen als die der Antitrust-Behörden in den USA. In den USA ist bislang nur eine Klage von AMD aus dem Jahr 2005 im US-Bundesstaat Delaware anhängig. "Die EU kümmert sich mehr um die Marktstrukturen als die USA und sorgt sich darum, ob Unternehmen ihre Wettbewerber verdrängen können", erläuterte Mark Williams, Jura-Professor an der Hong Kong Polytechnic University in einem Interview. "In den USA werden die Antikartellbehörden in diesen Dingen normalerweise nicht aktiv."

Um den Kartellbehörden keinen unnötigen Anlass für Untersuchungen zu liefern, halten sich die Beschäftigten von Intel schon seit Jahren an firmeninterne Antitrust-Richtlinien. Danach dürfen auch in der internen Kommunikation keine abfälligen oder übertrieben kämpferische Bemerkungen über Konkurrenten gemacht oder Allmachtsphantasien aufgeschrieben werden. Zu einer Zeit, als bei Microsoft noch offen zum Feldzug gegen Wettbewerber wie Netscape oder Sun Microsystems aufgerufen wurde, übten sich die Intel-Mitarbeiter bereits in der Kunst der leisen Töne.

Vor diesem Hintergrund hofft die Intel-Führung nun auch, im Kartellstreit mit Brüssel billiger als Microsoft davonzukommen. Der Windows-Riese wurde im Februar 2008 von der EU zu einem Bußgeld von 899 Millionen Euro verurteilt, da der Konzern von anderen Unternehmen jahrelang zu hohe Lizenzgebühren für technische Informationen über Schnittstellen seiner Systeme verlangte.