Doping für Mobilrechner

Toshiba tunt Notebooks mit Cell-Prozessor

03.07.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die neuen Mobilrechner "G50" und "F50" aus der "Qosmio"-Reihe von Toshiba sollen neben dem Hauptprozessor und dem Grafikchip auch mit einer auf Cell-Chiptechnik basierenden "Spurs Engine" ausgestattet werden und sich damit vor allem für das Bearbeiten von Videos eignen.

Toshiba nennt seine Ausprägung des Cell-Chips, der in ausgewählten Modellen der Qosmio-Notebook-Serie zum Einsatz kommen soll, offiziell "Quad Core HD Processor" beziehungsweise "Spurs Engine". Grundlage dafür ist die gemeinsam mit IBM und Sony entwickelte Cell-Prozessortechnik. Der Chip soll sich als eine Art Co-Prozessor speziell um die Bearbeitung von Video-Daten kümmern und so die Haupt-CPU entlasten.

Die Cell-Technik basiert auf der PowerPC-Architektur und enthält mehrere so genannte "Synergistic Processing Elements" (SPEs). Dabei handelt es sich um einzelne Rechenkerne, die sich durch eine hohe Performance in Sachen Floating-Point-Berechnungen auszeichnen und damit in erster Linie für die Bearbeitung von Multimediadaten prädestiniert sind. Der japanische Hersteller spendiert seiner Cell-Ausprägung vier SPEs und damit deutlich weniger als IBM (acht) und Sony (sieben). Big Blue setzt Cell-Technik beispielsweise in seinem neuen Superrechner "Roadrunner" ein. Sony verwendet den Chip für seine Playstation 3. Auch in punkto Taktrate weicht Toshiba von den anderen Herstellern ab. Während der Cell-Prozessor beispielsweise in Sonys Playstation mit 3,2 Gigahertz arbeitet, müssen sich die G50- und F50-Notebooks mit 1,5 Gigahertz begnügen. Grund für die gedrosselte Performance ist der Energieverbrauch. Gerade im mobilen Betrieb darf der Chip nicht viel Energie aufnehmen, um keine Kompromisse in Sachen Laufzeit eingehen zu müssen. Während eine Playstation schon einmal 200 Watt schluckt soll der Quad Core HD Processor in den Toshiba-Rechnern nicht mehr als 10 bis 20 Watt verbrauchen.

Toshiba setzt auf Intel-Technik "Montevina"

Neben dem Cell-Chip will Toshiba seine jüngsten Qosmio-Modelle mit aktueller Intel-Technik bestücken. Welche das sein wird, dazu halten sich die Japaner noch bedeckt. In der offiziellen Beschreibung heißt es: "Next Generation Intel Core 2 Duo Processor". Vermutlich handelt es sich dabei um Komponenten aus Intels kommender Mobilplattform "Montevina".

Der Arbeitsspeicher der neuen Toshiba-Notebooks soll sich auf bis zu 4 GB aufrüsten lassen. Die Festplattenkapazität gibt der Hersteller mit 250 GB beziehungsweise 500 GB an, je nachdem ob das Notebook mit einem oder zwei Laufwerken ausgerüstet ist. Um die Grafik kümmert sich ein "Geforce-9600M-GT" Chip von Nvidia.

Notebook-Riese mit 18,4-Zoll-Display

Der Qosmio G50 soll mit Hilfe des integrierten Cell-Chips Gesten erkennen sowie interpretieren können, und so eine Steuerung des Rechners über Handbewegungen zulassen.
Der Qosmio G50 soll mit Hilfe des integrierten Cell-Chips Gesten erkennen sowie interpretieren können, und so eine Steuerung des Rechners über Handbewegungen zulassen.

Den Qosmio G50 stattet Toshiba mit einem 18,4 Zoll großen Display aus, das eine Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkten bietet. Damit gehört der G50 nicht zu den Leichtgewichten unter den Notebooks. Der Mobilrechner bringt knappe fünf Kilogramm auf die Waage. Etwas kompakter präsentiert sich der F50, der mit seiner 15,4-Zoll-Anzeige (1280 mal 800 Pixel) und einem kleineren Gehäuse rund 3,6 Kilogramm wiegt. Das Nachfolgegerät "F55", das bereits in Planung ist, soll zusätzlich ein GPS-Modul beinhalten.

Mit Hilfe des dezidierten Video-Prozessors will Toshiba den Anwendern zusätzlich neue Funktionen bieten. So soll der Cell-Chip beispielsweise Videodaten indexieren und einzelne Gesichter erkennen können. Damit wäre es beispielsweise möglich, seine Video-Bibliothek nach bestimmten Personen zu durchsuchen, um sich nur die entsprechenden Szenen anzusehen. Darüber hinaus soll sich das Notebook auch über Gesten steuern lassen. Eine integrierte Webcam nimmt die Bewegungen auf, der Cell-Prozessor übernimmt die Interpretation und leitet die Befehle an die Anwendungen weiter. Denkbar wären beispielsweise Steuerungsbefehle für das Media-Center von Windows oder Powerpoint-Präsentationen.

Kunden erwarten mehr vom Notebook

Mit den neuen Qosmio-Modellen wollen die Toshiba-Verantwortlichen die steigenden Anforderungen der Anwender befriedigen. "Die Kunden erwarten, dass heutzutage jeder PC in der Lage ist, Multimedia-Inhalte wiederzugeben", sagt Thomas Teckentrup, General Manager der Toshiba Europe GmbH. Eszter Morvay, Senior Research Analyst für den PCs bei IDC, geht davon aus, dass es Toshiba mit den neuen Modellen gelingt, die wachsenden Anforderungen zu erfüllen. Größere Displays, der zusätzliche Cell-Chip sowie die damit verbundenen Funktionen korrelierten mit den aktuellen Trends im Notebook-Markt. Morvay zufolge soll das Segment mit großformatigen Bildschirme im laufenden Jahr mit einem Wachstum von rund 70 Prozent überdurchschnittlich zulegen können.

Die neuen Qosmio-Modelle sollen noch im Juli in Japan auf den Markt kommen. Der Preis steht noch nicht fest. Wann und zu welchen Kosten die Mobilrechner in Deutschland zu haben sein werden, ist noch offen.