Praxistest

Das taugt das Nokia N97

06.07.2009
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Trotz Vollausstattung nur wenige Highlights

In Nokias N-Serie ist seit jeher Klotzen statt Kleckern die Devise. Auch das N97 bildet da keine Ausnahme. Das neue Flaggschiffmodell weist als Allrounder nahezu Vollausstattung auf, ohne jedoch mit besonderen Highlights aufzuwarten. Auf der Liste der Features finden sich unter anderem WLAN, GPS, ein digitaler Kompass, ein Bewegungssensor, UKW-Radio und -Sender (FM-Transmitter) sowie HSDPA (nur bis 3,6 Mbit/s). Auf den Upload-Turbo HSUPA wurde dagegen verzichtet, trotz der verbauten 5-Megapixel-Kamera mit Videofunktion und der allgemeinen Konzipierung des Geräts für Social-Media-Nutzung. Vermutlich um dem Apple iPhone in punkto Ausstattung um nichts nachzustehen, verbaut Nokia außerdem einen 32 GB großen Flash-Speicher. Dieser kann mithilfe einer MicroSD-Karte um zusätzliche 16 GB erweitert werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Smartphones kann die Speicherkarte im laufenden Betrieb getauscht werden. Angesichts der vielen stromfressenden Funktionen ist der 1500 mAh-Akku nicht unbedingt überdimensioniert.

Ein trendiges AMOLED-Display sucht der User vergeblich, ebenso ist der Touchscreen nach wie vor resistiv statt kapazitiv ausgelegt. Dennoch dürfte der große LCD-Touchscreen mit 640 mal 360 Pixel Auflösung das Highlight der Hardware-Ausstattung sein. Das Display sorgt mit 16,7 Millionen Farben nicht nur für eine großartige Darstellung, sondern ist auch im Freien bei direkter Sonneneinstrahlung noch gut nutzbar.

Neue Navigation

Nokia hat erst relativ spät angefangen, als Reaktion auf den Erfolg des Apple iPhone selbst Smartphones mit Touch-Steuerung auf den Markt zu bringen. Nachdem die entsprechende Plattform Symbian S60 5th Edition auf dem Anfang des Jahres erschienenen 5800 XpressMusic noch etwas unausgereift wirkt, haben die Finnen im N97 nachgebessert. Besonders profitierte davon die Startansicht, die nun neben Uhrzeit, Kalender und Audioprofil fünf frei belegbare Kästen enthält. Diese Boxen lassen sich neben Schnellzugriffen, Kontakten oder einer Mailbox erstmals auch mit Widgets bestücken. Eine Reihe von Minianwendungen stehen dazu bereits zur Verfügung, unter anderem kann sich der Nutzer direkt auf dem Display die aktuelle Wettervorhersage via Accuweather betrachten, wird über Börsenkurse von Bloomberg informiert oder erfährt die neuesten Ereignisse auf Facebook oder Hi5.

Weniger Fingerspitzengefühl hat Nokia bei der Gestaltung des Menüs bewiesen, auf das man über den silbernen Knopf unter dem Display gelangt. Hier erwarten den Nutzer zwölf Icons mit den vermeintlich wichtigsten Funktionen. Vermeintlich deshalb, weil es Nokia sichtliche Mühe gekostet hat, alles im sichtbaren Bereich anzuzeigen. So wurde der Menüpunkt System aufgelöst, weitere wichtige Ordner wurden daher eine Ebene tiefer in der Kategorie Programme untergebracht, die mit über 30 Punkten und zahlreichen Untermenüs entsprechend unübersichtlich ist. Mit seinen vielen Einstellungsmöglichkeiten kann der Anwender das N97 bis ins Detail nach seinen Wünschen konfigurieren. Leider ist dabei weniger Intuition als Phantasie gefragt, auch die Tatsache, dass manche mitunter verschiedene Wege zu ein und derselben Funktion führen, beschleunigt den Lernprozess wenig. Für zusätzliche Verwirrung sorgt eine uneinheitliche Bedienung der Touch-Oberfläche: Während zum Ansteuern von Icons in einem Menü ein einfacher Druck genügt, müssen Listenpunkte zunächst mittels Berührung ausgewählt und dann quasi bestätigt werden. Kleiner Trost: Wer nicht ständig überlegen will, ob ein einzelner Klick oder ein Doppelklick gefragt ist, kann auch einfach die Fünf-Wege-Navi neben der Tastatur nutzen. Diese funktioniert wie bei herkömmlichen Nokia-Geräten problemlos. Optional stehen außerdem Sprachsteuerung und Handschrifterkennung zur Verfügung.