Netzbetreiber verschieben Investitionen

4G-Mobilfunktechnik lässt auf sich warten

14.05.2009
Von pte pte
Vodafone und France Telecom werden geplante Großinvestitionen in Next-Generation-Mobile-Networks (NGMN) oder 4G-Mobilfunktechniken um zwei bis drei Jahre verschieben.

Ein Kapitaleinsatz dieser Größenordnung sei während eines konjunkturellen Abschwungs nicht zu rechtfertigen. Stattdessen sollen die Potenziale bestehender Standards (3G) vollständig ausgereizt werden. NGMN werden Datenübertragungsraten bis zu 100 Megabit im Downlink frühestens ab 2012 ermöglichen.

"Es ist mit einer mehrjährigen Markteinführungsphase zu rechnen. Mobilfunknetze der vierten Generation werden in urbanen Räumen frühestens 2011 nutzbar sein", sagt Dirk Wende, Pressesprecher der Deutschen Telekom AG, im Gespräch mit pressetext. Endgerätehersteller wie Nokia oder Sony Ericsson werden sich indes auf die optimierte Nutzung von 3G-Technologien wie HSPA+ konzentrieren müssen.

"Es ist verständlich, dass Hersteller von Endgeräten auf möglichst frühe Investitionen der Netzbetreiber pochen. Angesichts des Optimierungspotentials bei HSPA+ sowie der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann auf 4G-Technologie aber noch ein paar Jahre verzichtet werden", sagt Didier Lombard, CEO der France Telecom, in der "Financial Times". Die entstehenden Kosten seien vor allem aufgrund noch ausstehender politischer Entscheidungen hinsichtlich der Nutzung frei werdender analoger Sendefrequenzen derzeit nicht genau bezifferbar, so Wende weiter.

4G-Technik wird auf UMTS-Infrastruktur aufbauen. Die benötigten technischen Komponenten sollen auf vorhandenen Funkmasten installiert werden. Aller Voraussicht nach wird sich die Zahl der Sendestationen jedoch erhöhen, da in Deutschland kein UMTS-Netz flächendeckend ausgebaut ist. Das zur Anwendung kommende spezielle Orthogonal-Frequency-Division-Multiplex-Modulationsverfahren (OFDM) verwendet mehrere orthogonale Trägersignale. Mehrere Unterträger sind genau aufeinander ausgerichtet und weisen eine Kanalbandbreite bis 20 Megaherz auf. Konsumenten benötigen demnach auch neue Endgeräte für die Nutzung von Techniken der nächsten Generation.

Hinsichtlich der Einstufung der Standards herrscht ebenfalls noch Unklarheit. So werden Long-Term-Evolution-Netzwerke (LTE) vom Standardisierungsgremium 3GPP noch als 3G-Technologie klassifiziert. In zahlreichen Foren und Fachbeiträgen wird LTE jedoch als 4G-Standard eingestuft. Mobilfunknetze der vierten Generation werden es Teilnehmern jedenfalls erlauben, große Dateien in Sekundenschnelle herunterzuladen. Anwendungen wie Digital Video Broadcasting in HD-Qualität lassen sich damit problemlos nutzen. Die in Aussicht gestellten Datenübertragungsraten werden jedoch vor 2012 keinesfalls erreicht. (pte)