Werbung auf dem Handy

Fortschritt im Schneckentempo

14.04.2009
Von pte pte
Mobile Advertising gilt mal als "ewiges Talent", mal als "Chancentod". Bis sich Werbung auf dem Handy etabliert, müssen einige Barrieren abgebaut werden.

Mobile Advertising genießt seit längerem den Ruf als Werbemodell der Zukunft. Der endgültige Durchbruch ist bislang jedoch ausgeblieben. Damit befindet sich das Marketinginstrument nach wie vor in einem "kindlichen Entwicklungsstadium", meinen Experten. Gleichzeitig trage dies zur Ergründung neuer Möglichkeiten bei, um mobile Werbung bei den Verbrauchern zu platzieren. Weltweit experimentieren unzählige Werbefachleute an der Erschließung weiterer Wege zu den Kunden und den ohnehin schon mannigfaltig vorhandenen Werbeformen. Zwar scheint das Wachstum im Bereich mobiler Werbung sowohl an Erlösen als auch Anzahl der Einschaltungen garantiert. Die noch vorherrschende Ungewissheit über die Höhe der dadurch generierten Einnahmen bremsen den Fortschritt jedoch auf Kriechgeschwindigkeit.

"Mobile Advertising ist ein schwieriges Spezialmedium, das erst in den Mediamix und das Angebot der Agenturen aufgenommen werden muss. Dabei stehen Aufwand und Ertrag in den Augen vieler Werber noch in keinem angemessenen Verhältnis", erklärt André Wiegand, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Goldmedia, im Gespräch mit pressetext. So gebe es, blendet man den Belastungsfaktor Wirtschaftskrise aus, eine Reihe von grundsätzlichen Ursachen, die das Wachstum im Bereich mobiler Werbung bremsen. In den Strukturen der Mediaagenturen sei das Medium noch nicht implementiert. "Bei einer Cross-Media-Planung ist festzustellen, welche Werbeformen sich an den Kunden verkaufen lassen. Das Zusatzwerbemedium Mobile Advertising zeigt sich dabei als äußerst schwerfällig", sagt der Experte. Die niedrigen Ertragserwartungen seien "ein wesentlicher Faktor" für den schleppenden Fortschritt von mobiler Werbung, meint Wiegand gegenüber pressetext.

Dabei verfügt das Marketinginstrument gegenüber herkömmlichen Werbemethoden über verschiedene Vorteile. So gewährt Werbung am Handy Einblick auf demografische Informationen und die Kaufgewohnheiten des Verbrauchers. Dadurch kann der Nutzer entsprechenden Zielgruppen genauer zugeordnet werden und punktgenaue Verbraucherinformationen erhalten. Darüber hinaus lässt sich der Erfolg mobiler Werbung in Form von Verkäufen beinahe umgehend evaluieren. Vor der wirtschaftlichen Schmelze gingen Experten noch von Erlösen durch Mobile Advertising in Höhe von weltweit über einer Milliarde Dollar im Jahr 2009 aus. Nunmehr wurden die Prognosen jedoch auf rund 200 Millionen Dollar gedrosselt - eine angesichts der Gesamterlöse des Vorjahres von 120 Millionen Dollar hoffnungsvolle Vorhersage.

Die mobilen Werbemethoden reichen von Bannern auf Mobile-Websites über Schaltungen in Kurznachrichten wie SMS oder MMS bis hin zur Platzierung von Werbeansagen in Telefongesprächen. So experimentiert etwa ein europäisches Unternehmen mit 15-Sekunden-Spots, die vor Gesprächen abgespielt werden, berichtet das "Wall Street Journal". Im Gegenzug soll sich die Telefonrechnung der Nutzer verringern. "Inwieweit Konsumenten von Werbung in Telefongesprächen entnervt werden, ist eine Frage der Attraktivität des Gesprächs und hängt vom Bedürfnis der Kunden danach ab. Ist der Nutzer auf eine Information angewiesen, wird er mehr oder weniger dazu gezwungen, die Werbung zu ertragen. Dies bringt den Konsumenten in ein Abhängigkeitsverhältnis, das Gespräch fortzuführen, ohne entnervt aufzulegen", schließt Wiegand. (pte)