MWC

Löst Voice die Handy-Browser ab?

18.02.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Materna

Eine ähnliche Idee verfolgt man bei Materna Communications in Dortmund mit "VoiceFlash". Hier soll der Benutzer künftig Web-Inhalte und Benutzermenüs per Sprache steuern. Mit VoiceFlash lassen sich so beispielsweise Formulare mittels Sprache online ausfüllen oder Informationsgespräche in Form eines echten Dialogs mit einem Webinterface führen. In einer Live-Demo präsentierte eine Moderatorin als Avatar Hintergründe zu VoiceFlash und forderte den User auf, per natürlicher Sprache innerhalb der Applikation zu navigieren und Eingaben vorzunehmen. Verstand die Avatarin ein Spracheingabe nicht, zeigte sie ihr Unverständnis mit einem mitleidigen, beinahe herzzerreißenden Frauenblick.

Gerade diese Kombination aus Mimik und Sprachsteuerung machte in der Demonstration den Unterschied zu bisherigen Sprachsteuerungssystemen deutlich: Während bei den klassischen Systemen nach dem zweiten "Bitte wiederholen Sie, ich habe Sie nicht verstanden" beim Benutzer der Frust einsetzt, fiel es schwer, der Avatarin mit ihrem mitleidheischenden Augenaufschlag den Wunsch nach einer Wiederholung abzuschlagen.

Laut Materna können mit dem System fast beliebige Web-Forumlare und Inhalte gesteuert werden, wobei beim eigentlichen Anwendungssystem nur geringfügige Änderungen erforderlich sind. Die eigentliche Spracherkennung erfolgt nämlich auf den Servern, die Materna hostet. Von dort werden die Eingaben dann in die Formularfelder des eigentlichen Anwendungsserver übertragen, der beim dem jeweiligen Unternehmen selbst stehen kann. Auf diese Weise können Handynutzer künftig auch unterwegs per Spracheingabe Informationen abrufen oder Formular- und Kontaktdaten ohne lästiges Eintippen weitergeben. Mögliche Anwendungsszenarien sind der Abruf von Fahrplandaten durch eine Eingabe der Abfahrts- und Zielorte per Sprache oder zahlreiche Anwendungen in der Versicherungsbranche, um etwa einen Termin mit einem Außendienstmitarbeiter zu verabreden oder Daten abzurufen. In der Branche besteht denn auch, so heißt es zumindest bei Materna, Interesse an dem System.

Voice on the Go

Dem Thema Sprache als Ausgabemedium widmete sich auch das kanadische Unternehmen Voice on the Go. Neben der Handy-Steuerung (Kalender, Kontakte, Anrufe starten) steht bei den Kanadiern die Sprachsynthese von E-Mails im Vordergrund. Damit soll etwa der Business-User unterwegs im Auto nicht mehr durch den E-Mail-Abruf vom Verkehr abgelenkt werden, sondern sich seine E-Mails etwa vom Blackberry einfach vorlesen lassen. Und die Antwort, so die Kanadier, erfolgt dann einfach per SMS oder Mail per Voice-to-text, kann also vom Anwender einfach diktiert werden. Laut Herstellerangaben funktioniert das System mit allen aktuellen Smartphones und ist auch mit einer deutschen Spracherkennung erhältlich. Wie die anderen sprachgestützten Systeme ist auch diese Lösung serverbasierend.