MWC

Mobilfunk-Branche ahmt Herausforderer Apple nach

16.02.2009

Wackelkandidat Windows Mobile?

Die Marktforscher von Gartner rechnen für die nächsten Jahre mit einem scharfen Verdrängungswettbewerb. Bis 2015 werden nach ihrer Einschätzung nur noch drei Handy-Betriebssysteme den Markt beherrschen. Als Wackelkandidaten haben sie dabei derzeit Windows Mobile von Microsoft ausgemacht. Doch es ist davon auszugehen, dass der weltgrößte Software-Konzern nicht kampflos aufgeben wird.

Konzernchef Steve Ballmer kündigte dann auch auf dem MWC nicht nur das neue Handy-Betriebssystem Windows Mobile 6.5 offiziell an. Er präsentierte auch den "Windows Marketplace" mit Anwendungen für Windows-Handys sowie das Webportal "MyPhone", mit dem sich Adressdaten sichern, bearbeiten und auf andere Geräte übertragen lassen. Alle drei Neuheiten waren allerdings bereits im Vorfeld der Messe durchgesickert. Ein eigenes Microsoft-Handy, wie teils spekuliert, fehlte dagegen.

Microsoft wolle eine einheitliche Plattform schaffen für den Computer, das Handy und das Web, sagte Ballmer. "Diese Plattform ist Windows." Windows Mobile 6.5, das im Laufe des Jahres auf den Markt kommt, solle sich ähnlich wie der vom PC bekannte große Bruder bedienen und auf den jeweiligen Nutzer zuschneiden lassen, versprach Ballmer. "Ein Windows-Telefon durchbricht die Barrieren zwischen den Geräten."

Die großen Player der Mobilfunk-Branche

Die Mobilfunk-Branche kann man grob in Hersteller von Handys, Netzwerk-Ausrüster und Dienste-Betreiber aufteilen. Das größte Geschäft machen die Mobilfunk-Betreiber: Auf sie entfielen im vergangenen Jahr 875 Milliarden Dollar der gesamten Branchenerlöse von 1,11 Billionen. Die Handy-Hersteller sind die zweitgrößte Gruppe mit Umsätzen von knapp 190 Milliarden Dollar. Das Geschäft der Ausrüster stagniert bei rund 50 Milliarden Dollar.

  • Handy-Hersteller: Der finnische Nokia-Konzern ist seit Jahren unangefochtener Marktführer - sieht sich jedoch wachsender Konkurrenz ausgesetzt. Vor allem bei den sogenannten Smartphones, wie die Mischung aus Handy und Mini-Computer genannt wird, kamen neue Rivalen hinzu: Apple mit seinem iPhone und die Android-Allianz um Google. Der Nokia-Marktanteil sank im vergangenen Jahr von 40 auf 37 Prozent. Nummer zwei im Handy-Markt war lange Motorola, doch der US-Hersteller ist in einer steilen Abwärtsspirale, der Marktanteil lag zuletzt nur noch bei 6,6 Prozent. Aktuelle Nummer zwei ist Samsung mit 18,3 Prozent des Marktes, gefolgt von LG Electronics mit 8,9 Prozent.

  • Mobilfunk-Betreiber: Der britische Vodafone-Konzern ist der Branchenprimus, wenn es um Umsätze geht, doch kein Mobilfunk-Unternehmen der Welt hat mehr Kunden als China Mobile: 460 Millionen. Und der chinesische Markt ist noch lange nicht gesättigt: Jeden Monat gewinnt China Mobile mehr als sieben Millionen neue Nutzer hinzu. Die Telekom-Tochter T-Mobile kommt weltweit auf gut 128 Millionen Mobilfunk-Kunden - davon 39 Millionen in Deutschland. In den USA ist Verizon Wireless die Nummer eins mit knapp 84 Millionen Kunden.

  • Mobilfunk-Ausrüster: Ericsson aus Schweden ist die Nummer eins, gefolgt von dem Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks und dem amerikanisch-französischen Konzern Alcatel-Lucent. Da nach dem großen ersten Schwung beim Aufbau der UMTS-Netze die Erlöse stagnieren, hoffen die Unternehmen auf die nächste Netzgeneration LTE, die noch schnellere Datenübertragung erlauben soll.

(dpa/tc)