Browserkrieg

Nokia portiert Firefox, um sich von Apple zu befreien

20.08.2008
Nokia hat den Firefox auch für die Grafikbibliothek Qt portieren lassen. Das kann weitreichende Auswirkungen haben, weil der Open-Source-Browser dadurch auf vielen Mobilplattformen lauffähig wird. Nokia will sich dadurch aus der Umklammerung von Apple befreien, die das Webkit-Projekt steuern und damit auch die Entwicklung des S60-Browsers kontrollieren. Ein Browserkrieg zeichnet sich ab.

Nokia und das Mozilla-Projekt haben gemeinsam den Webbrowser Firefox für die Grafikbibliothek Qt portiert. Dafür waren gerade mal fünf Tage nötig. Firefox kann dadurch in den kommenden Monaten auf immer mehr Betriebssystemen für Mobilgeräte zum Laufen gebracht werden. Der Schritt ist umso bemerkenswerter, weil Mozilla neulich die Entwicklung von Firefox für das iPhone aufgeben musste und Apple als Schuldigen dafür benannt hat. Es zeichnet sich ein neuer Browserkrieg ab, wie er bereits in den 90er Jahren zwischen dem Firefox-Vorgänger Netscape und dem Internet Explorer um die Vorherrschaft auf dem PC geführt wurde. Nur Microsoft hat bisher noch nicht eingegriffen.

Qt ist vor allem bekannt, weil die weitverbreitete Linux-Oberfläche KDE darauf beruht. Aber auch Windows und Mac OSX können mit der Grafik-Software arbeiten. Die Entwickler von bekannter Software wie Skype, Google Earth oder des Opera-Browsers verwenden Qt für ihre grafische Benutzeroberfläche, weil sie ihre Anwendungen dadurch gleich plattformübergreifend programmieren können. Selbst Windows Mobile unterstützt seit Mai 2008 Qt. Dadurch wurden bereits einige relativ komplizierte KDE-Programme unter dem Microsoft-Betriebssystem zum Laufen gebracht, demnächst wahrscheinlich auch Firefox.

Verantwortlich für die weitere Entwicklung der Grafikbibliothek ist seit Januar Nokia. Der finnische Handyhersteller hat die Softwarefirma Trolltech aufgekauft, die Qt entwickelt. Durch diesen Schachzug kann Nokia jetzt seine Anwendungen wie Nokia Maps, Ovi oder Plazes so entwickeln, dass sie gleichzeitig auf dem Handy und dem PC laufen können. Derselbe Quellcode kann dann für jede Plattform verwendet werden. Wenn eine Software beispielsweise für Windows programmiert wurde, lässt sie sich danach mit der passenden Qt-Variante für eine weitere Plattform kompilieren. Das soll auch für S40 und S60 gelten, wie aus einer Grafik hervorgeht, die Nokia veröffentlicht hat.