Zu unsicher und schwer kontrollierbar

iPhone 3G: Für den breiten Business-Einsatz ungeeignet?

16.06.2008
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Trotz der mit dem Firmware-Update iPhone 2.0 kommenden Veränderungen fehlen dem Apple-Smartphone wesentliche Tools und Features.

Mit neuen Business-Funktionen in der Software iPhone 2.0 versucht Apple, sein nun mit GPS und UMTS ausgestattetes Kult-Handy auch Unternehmen schmackhaft zu machen. Dennoch warnen Branchenexperten Firmen vor voreiligen Schritten. "Die meisten Unternehmen sollten warten, bevor sie das iPhone im großen Stil einführen und unterstützen", schreibt Jack Gold, Analyst bei dem Beratungshaus J. Gold Associates in Northborough, Massachusetts, in einem aktuellen Newsletter. Als Grund führt Gold zahlreiche Einschränkungen auf, die wichtigste davon das Fehlen einer nativen Datenverschlüsselung auf dem Gerät. Dieser Mangel gefährde die auf dem iPhone gespeicherten Informationen im Falle eines Verlustes oder Diebstahls, so der Analyst.

Gold steht mit dieser Erkenntnis nicht allein: Ein großes Unternehmen, das an Apples Beta-Test von iPhone 2.0 teilnahm (und nicht genannt werden möchte), erklärte, das Fehlen einer nativen Verschlüsselung und allgemein die Sicherheitsbedenken bei dem Gerät seien so groß, dass alle andere Aspekte bezüglich der Funktionalität in den Hindergrund träten. Die Tester fügten jedoch hinzu, dass Apple fast jede Woche neue Versionen von iPhone 2.0 schicke, so dass auch hier noch Verbesserungen bis zum geplanten Launch am 11. Juli möglich seien.

Fehlende Verwaltungsmöglichkeiten

Ein weiterer Kritikpunkt, den Gold aufführt, betrifft fehlende Einstellungen zum Device-Management und Endnutzer-Policies. Ohne diese falle es der IT-Abteilung schwer, das Gerät zu verwalten, Anwendungen über die Luftschnittstelle (OTA = "over the air") aufzuspielen und Policies wie das Sperren der Kamerafunktion - falls erforderlich - umzusetzen. Den von Apple vorgesehenen Weg, Anwendungen über die neue Funktion AppStore auf die Geräte zu verteilen, beurteilt er als "grundsätzlich inakzeptabel für geschäftskritische und/oder proprietäre Applikationen", da die Unternehmen hierbei auf Apple-Server angewiesen seien. Auch die von Apple vorgeschlagene Alternative, Software über die Kabelverbindung via iTunes aufzuspielen sei für Firmen keine Option.

Zu den andere Bedenken, die Gold aufführt, zählen das Fehlen von Apple-Expertise in den meisten Firmen, mangelnde Informationen über die Haltbarkeit des Geräts und den Serviceaufwand im Geschäftsbetrieb. Weiterhin vermisst der Analyst beim iPhone eine auswechselbare Batterie, da Power-User möglicherweise nicht mit einer Akkuladung über den (Arbeits-)Tag kämen.

Es sei sehr unwahrscheinlich, dass das iPhone die Compliance-Standards für Sicherheit und Auditing in streng regulierten Branchen wie der Finanzbranche, dem Gesundheitswesen oder im Behördenumfeld erfülle, so das Fazit des Analysten. Wegen der eingeschränkten Business-Tauglichkeit sollten Unternehmen das iPhone 3G daher nur als Ausnahme einsetzen - etwa wenn Führungskräfte es unbedingt verlangen und die IT-Abteilung Zusatzanwendungen findet, um das Gerät abzusichern. Als Beispiel führt Gold die Verwendung von Sybases Information Anywhere Suite für die sichere Übertragung von E-Mails an. "Das iPhone wird ins Business-Umfeld durchsickern, benötigt aber spezielles Handhabe, um kein Sicherheitsrisiko darzustellen," sagt Gold. (mb)