Übernahmekandidat

T-Mobile könnte bald nach Sprint Nextel greifen

14.03.2008
Die Bastion des drittgrößten amerikanischen Mobilfunkproviders Sprint Nextel ist fast sturmreif geschossen: Bleibt die Frage, welcher Rivale den Mut hat, zuerst zum Angriff zu blasen.

Der amerikanische Mobilfunkkonzern Sprint Nextel kommt nicht aus den Schlagzeilen: Nach dem Gewinneinbruch im vergangenen Jahr steht das Unternehmen nun im Fokus von Übernahmespekulationen. Als mögliche Bieter wird neben Verizon Wireless und dem mexikanischen Milliardär Carlos Slim auch die Deutsche Telekom genannt. Befeuert werden die Gerüchte von dem massiven Kursverfall. Die Aktie des drittgrößten US-Mobilfunkanbieters verlor seit Jahresbeginn die Hälfte ihres Wertes.

Sprint steht seit der Übernahme von Nextel im August 2005 unter Druck. Unzufrieden mit der Netzqualität kündigten viele Kunden ihren Anschluss und wechselten zur Konkurrenz - im Gegenzug feuerte der Carrier besonders nervende Kunden. Profitiert haben davon die Marktführer AT&T Wireless und Verizon Wireless sowie T-Mobile USA als kleinster der landesweit aktiven Handy-Anbieter, die weiterhin kräftig neue Nutzer gewinnen. Für die erste Jahreshälfte rechnet der seit Dezember amtierende Sprint-Chef Daniel Hesse mit einem weiteren Kundenschwund. Ende Dezember hatte der Konzern 54 Millionen Menschen unter Vertrag.

Schmerzlich war der Rekordverlust von knapp 30 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr, der durch Abschreibungen auf Nextel anfiel. "Wie die Entwicklung des Aktienkurses zeigt, trauen die Investoren Sprint Nextel keine Trendwende zu", sagt ein Analyst einer US-Großbank. Es daher natürlich, dass bei dem Kursniveau Spekulationen über eine Übernahme der Gesellschaft aufkämen. Und die erhalten weiter Nahrung: Zum Handelsauftakt gaben Sprint Nextel am Freitag in New York leicht nach.

An der Börse ist das Unternehmen nun rund 16,5 Milliarden US-Dollar (10,55 Milliarden Euro) wert - damit könnte auch die Telekom die Übernahme stemmen, ohne ihre Kreditwürdigkeit zu stärken. Aus Sicht der Analysten von Merrill Lynch würde der Schritt Sinn machen. Die amerikanische Tochter T-Mobile USA (früher VoiceStream) könnte nach Kunden zu den Marktführern aufschließen und sich damit für den härter werdenden Wettbewerb rüsten, meinen die Experten. Mit der Sättigung des US-Mobilfunkmarkts kommen die Tarife unter Druck, was die Margen schmälern wird.

Die Telekom lehnte wie auch Verizon und Sprint Nextel einen Kommentar zu den Spekulationen ab. Reibungslos wäre eine Integration von Sprint Nextel in den Telekom-Verbund nicht. Denn der US-Konzern setzt auf eine andere Technik als T-Mobile USA; die Aufrüstung der Netze würde hohe Summen verschlingen. Ein Einstieg des Bonner Konzerns bei dem US-Konkurrenten würde daher wenig Sinn machen, sagte ein Branchenexperte. "Dies könnte sich aber ändern, wenn die Sprint-Aktie weiter fällt."

Das "Wall Street Journal" brachte den mexikanischen Milliardär Slim als möglichen Kaufinteressenten ins Gespräch. Der Unternehmer kontrolliert bereits mit America Movil das größte Mobilfunkunternehmen Südamerikas. Der Zukauf in Nordamerika könnte daher sinnvoll sein. Wenig Chancen auf Erfolg räumen Experten Übernahmeofferten von AT&T und Verizon ein. Bei beiden seien Bedenken der mächtigen Verbraucherschutzverbände und der Kartellbehörden zu erwarten. (dpa/ajf)