Wirtschaftskriminalität

Opfer Mittelstand beklagt hohe Schäden

13.11.2008
Jedes dritte Unternehmen in Deutschland wird Opfer von Wirtschaftskriminalität. Überproportional betroffen ist dabei der Mittelstand, wie eine von der Kreditversicherungs-AG Euler Hermes in Auftrag gegebenen Studie beweist.

Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte für die Studie "Wirtschaftskriminalität: Die verkannte Gefahr" im Auftrag der Allianz-Tochter Euler Hermes 532 Unternehmen ab einer Million Euro Jahresumsatz. Dabei brachte die Studie ans Licht, dass gemessen am Umsatz kleinere Unternehmen deutlich öfter Opfer von Wirtschaftskriminalität werden. Während Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen einer und zehn Millionen Euro nur 17 Prozent des Ertrages aller Firmen in Deutschland ausmachten, haben Betriebe in dieser Umsatzspanne 45 Prozent der wirtschaftlichen Folgen von Wirtschaftskriminalität zu tragen.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Die Umfrage bescheinigt den Teilnehmern zwar ein generelles Bewusstsein für Wirtschaftskriminalität, allerdings würden die Risiken für das eigene Unternehmen oft als gering eingeschätzt und fehlt es an Strategien. "Es ist menschlich sympathisch, den Kollegen so etwas nicht zuzutrauen", erklärt Gerd-Uwe Baden, Vorstandsvorsitzender von Euler Hermes diese Haltung. Die Unternehmensleitung müsse jedoch im Bewusstsein handeln, dass Vertrauen in Einzelfällen missbraucht werde. Bei größeren Unternehmen seien interne Kontrollsysteme stärker ausgebaut, während in kleineren Firmen eine interne Revision oft gar nicht existiert.

Unternehmen mit einem Umsatz zwischen zehn und 50 Millionen Euro machten demzufolge 15 Prozent des Gesamtumsatzes aus und trugen 29 Prozent des finanziellen Schadens. Auf Großunternehmen, die 68 Prozent des Umsatzes erwirtschaften, entfielen 26 Prozent.

Eigene Mitarbeiter bergen Gefahren

91 Prozent aller Unternehmen betrachten Wirtschaftskriminalität der Studie zufolge als ernste Gefahr. Ein Drittel hat danach bereits einen Schaden durch Wirtschaftskriminalität erlitten, im Schnitt in einer Höhe von rund 0,3 Prozent des Jahresumsatzes. Der jährliche Gesamtschaden belaufe sich 2008 auf rund vier Milliarden Euro und liege damit in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. Häufigste Vergehen sind Eigentums- und Vermögensdelikte wie Diebstahl, Betrug und Unterschlagung, die vor allem durch eigene Mitarbeiter begangen werden. Im Durchschnitt entsteht pro betroffenes Unternehmen ein Schaden von 42.000 Euro,
wenn leitende Angestellte die Täter sind, fällt er mit 68.000 Euro sogar deutlich höher
aus.