Ubuntu Linux 7.04: Alle wollen "Feisty Fawn"

20.04.2007
Canonical hat gestern die neue Version 7.04 "Feisty Fawn" von Ubuntu Linux veröffentlicht. Unter der immensen Last der Download-Wünsche waren die Server der Südafrikaner kaum zu erreichen.

Und dabei hatte der kommerzielle Sponsor, der Ubuntu Linux seit drei Jahren mit wachsendem Erfolg unters Volk bringt, schon eine minimalistische Homepage nur mit einem Logo und einer Liste von Mirror-Sites ins Netz gestellt. Trotzdem war Ubuntu.com nach Messung von Pingdom.com mehr als den halben Tag über nicht zu erreichen.

Ubuntu Linux hat inzwischen, obwohl die Distributionen von Red Hat und Novell/Suse schon deutlich länger am Markt und für viele Soft- und Hardware zertifiziert sind, eine signifikante Fangemeinde erobert. Die verdankt es unter anderem seinen berechenbaren halbjährlichen Updates, seiner Benutzerfreundlichkeit und vermutlich auch ein klein wenig den lustigen Release-Namen.

"Wir wurden total überschwemmt von den Hits auf unsere Website und die Spiegel-Server", erklärte Canonical-Chef Mark Shuttleworth. "Zum Glück haben wir 160 Mirrors da draußen, die alle unter Hochdruck auf Feisty Fawn umstellen. Wir hoffen, dass die Verstopfung nicht mehr lange anhält."

Feisty Fawn unterstützt Virtualisierung und wird mit einem neuen Crash-Reporting-Tool geliefert, aber noch nicht mit der schicken 3D-Oberfläche "Beryl", die Shuttleworth ursprünglich geplant hatte.

Ungeplante Unterstützung für Ubuntu Linux gab es am Mittwoch übrigens von Dell. Der texanische Direktanbieter verriet im Weblog "Direct2Dell", dass Firmenchef Michael Dell ein neues Notebook bekommen habe - mit Feisty Fawn als Betriebssystem. Shuttleworth wusste davon nichts und wollte auch keinen Kommentar zu möglichen Verhandlungen über eine Kooperation zwischen beiden Firmen abgeben. Aber Dells Schritt zeige, "dass das Unternehmen nach vorne schaue und möglicherweise Ubuntu in Erwägung ziehe".

Ubuntu ist derzeit vor allem auf dem Desktop populär. Canonical setzt aber für den Aufbau seines Geschäfts verstärkt auf den schon freigeschlagenen Weg auf den Server, wo Red Hat und Suse ebenfalls ihr Geld mit ihren Software-Abonnements verdienen. Auf Servern ist das Open-Source-Betriebssystem Linux schon stärker ein Konkurrent für Microsofts Windows. Von seinen Funktionen ist es kommerziellen Unixen sehr ähnlich, mit denen viele Administratoren vertraut sind.

Ubuntus Expansion auf den Server dürfte auch eine Partnerschaft mit Sun Microsystems dienlich sein. Die Kalifornier bieten unter anderem Java SE (Standard Edition), den Appserver "Glassfish" und die Entwicklungsumgebung "NetBeans" für Feisty Fawn an. "Das ist das erste Mal, dass die Java-Plattformtechnik in solchem Ausmaß voll in eine Linux-Distribution integriert wurde", sagt Suns neuer Betriebssystemchef Ian Murdock, gleichzeitig Gründer der Debian-Version von Linux (auf der Ubuntu basiert).

NetBeans sei seine persönliche "bevorzugte Java-Entwicklungsumgebung", erklärte Shuttleworth gegenüber dem Branchendienst "Cnet". Dessen wichtigster Wettbewerber Eclipse sei indes schon zuvor mit Ubuntu integriert gewesen.

Das nächste Release von Ubuntu, "Gutsy Gibbon", ist für Oktober angekündigt. Wie auch Feisty Fawn wird es nicht die fünf Jahre Langzeit-Support der Version 6.06 "Dapper Drake" aufweisen, sondern nur 18 Monate lang unterstützt. Shuttleworth zufolge ist eine Unbuntu-Ausführung mit Langzeitunterstützung wohl nicht vor dem Gutsy-Gibbon-Nachfolger zu erwarten.

Mehr Informationen zu Feisty Fawn verrät eine Tour. Für den Download von Ubuntu 7.04 sowie seiner gleichfalls aktualisierten Ableger "Kubuntu", "Edubuntu" und "Xubuntu" gibt es ISO-Images und Torrent-Dateien. (tc)