Wo bleibt Debian 4?

19.12.2006
Querelen innerhalb der Entwickler-Community haben offenbar das Erscheinen der Version 4 der GNU/Linux-Distribution Debian verzögert.

Das unter dem Codenamen "Etch" entwickelte Release hätte eigentlich am 4. Dezember erscheinen sollen. Der Code ist zwar inzwischen wohl vollständig eingefroren, ein Erscheinungstermin ist aber noch nicht bekannt.

Andreas Barth, zusammen mit Steve Langasek Release Manager für Etch, bloggte gestern: "Einige Leute, die früher gute Arbeit gemacht haben, haben ihre Beteiligung drastisch reduziert. Dagegen konnte ich nichts tun, und das geschah lange bevor ich Vollzeit an dem Release zu arbeiten begann; aber insgesamt wirkt sich das dennoch aus."

Barth und Langasek stehen seit einigen Monaten im Kreuzfeuer der Kritik. Beide haben bis zu 6000 Dollar Spenden angenommen, um damit eine Vollzeitarbeit an Debian 4 zu finanzieren. Die Gelder stammen aus einem Experiment namens Dunc-Tank, das die Entwicklung von Etch beschleunigen sollte. Dunc-Tank hat sich aber wohl eher als kontraproduktiv erwiesen und viele ehrenamtliche Debian-Entwickler vergrätzt.

Das kann man beispielsweise einem Positionspapier entnehmen, das im Oktober von 17 Developern unter Führung des bekannten Maintainers Jörg Jaspert veröffentlicht wurde. "Diese Affäre schadet Debian bereits mehr als sie jemals nützen kann", heißt es darin. Leute reduzierten ihre Arbeit an Debian, verließen das Projekt, ließen Pakete verwaisen. Systemadministration und Sicherheits würden vernachlässigt, und viele Maintainer hätten dem Projekt stillschweigend den Rücken gekehrt.

Das wiederum mag Barth nicht auf sich sitzen lassen. "Ich denke, Dunc-Tank hat uns beim Release von Etch geholfen, aber die Hilfe wäre größer gewesen, wenn sich einige Leute wenig kindisch benehmen würden als sie das tun", schreibt er. Mit der Beteiligung der "meisten" Entwickler sei er zufrieden. Es gebe noch andere Gründe für die Verspätung (die allerdings nicht näher ausgeführt werden).

Verspätungen sind bei Debian, das erstmals 1997 herauskam, eigentlich schon Routinesache - mit ein Grund, warum der Unternehmer Mark Shuttleworth vor zwei Jahren Ubuntu als planbarere Alternative ins Leben rief. (tc)