Protokollzugriff für Open-Source-Entwickler

Microsoft lässt Samba-Team ans Allerheiligste von Windows

21.12.2007
Die Entwickler der quelloffenen "Samba"-Software haben es künftig ein wenig leichter. Gestern wurde eine Vereinbarung unterzeichnet, die ihnen Zugriff auf zuvor geheime Informationen darüber ermöglicht, wie das Betriebssystem Windows funktioniert.

"Sie geben uns die komplette Dokumentation, damit alles funktioniert", sagt der Samba-Coautor Jeremy Allison. "Nun können wir uns nicht mehr herausreden… Wenn wir irgendetwas nicht haben, können wir nicht mehr behaupten, das sei nicht unsere Schuld, weil wir nicht wissen, wie das geht." Samba ist eine freie Software-Suite, die das Server-Message-Block-Protokoll (SMB) von Microsoft für Unix-Systeme verfügbar macht. Samba ist damit in der Lage, Funktionen eines Windows-Servers zu übernehmen.

Zu der Freigabe der Schnittstelleninformationen wurde Microsoft durch das in der Berufung bestätigte Kartellurteil der Europäischen Kommission vom März 2004 gezwungen. Die EU hatte Microsoft im Juli 2006 zum zweiten Mal zu einer Geldstrafe von 280,5 Millionen Euro (seinerzeit 338,6 Millionen Dollar) verurteilt, weil Microsoft die Kommunikationsprotokolle seiner Server nicht ausreichend mit Wettbewerbern teile. Die Berufung vor dem EU-Gerichtshof Erster Instanz in Luxemburg hatte Microsoft im September dieses Jahres verloren.

Die Vereinbarung wurde nicht mit Samba selbst geschlossen, weil das populäre Open-Source-Projekt von keiner Firma vertreten wird. Stellvertretend unterzeichnete es die nicht gewinnorientierte Protocol Freedom Information Foundation (PFIF), die im Namen von Samba mit Microsoft verhandelt hatte.

Die PFIF zahlt einmalig 10.000 Dollar an Microsoft und kann danach Open-Source-Entwicklern, darunter dem Samba-Tam, Zugriff auf die Dokumente gewähren. Developer müssen dafür eine Stillschweigevereinbarung unterzeichnen und dürfen Microsofts Dokumentation nicht weitergeben, sie können aber quelloffene Software schreiben, die die Windows-Protokolle implementiert. Der Deal klärt außerdem, welche seiner Patente Microsoft in die Technik involviert sieht. Damit ist für die Open-Source-Entwickler leichter, mögliche Verstöße von vornherein zu vermeiden.

Microsoft musste dazu eine neue WSPP-Lizenz (Work Group Server Protocol Program) aufsetzen. Laut Sam Ramji, Director des Open Source Software Lab von Microsoft, verhandelten Vertreter von Samba und Microsoft bereits seit März dieses Jahres über eine Übereinkunft. "Ich gehe davon aus, dass dies den Entwicklungsprozess von Samba erheblich verbessern und ein besseres Zusammenspiel zwischen Windows- und Linux-Umgebungen ermöglichen wird", schreibt Ramji in einem Blog-Eintrag. (tc)