Kosten und Flexibilität sprechen für Open Source

New York Stock Exchange rechnet mit Linux statt Unix

17.12.2007
Für ihr überarbeitetes Handelssystem investiert die New Yorker Börse massiv in x86-Server und das Open-Source-Betriebssystem Linux.

Flexibilität und niedrigere Kosten erhofft sich Steve Rubinow, CIO der NYSE Euronext, von der Open-Source-Infrastruktur. Doch das ist noch nicht alles: "Wir versuchen so unabhängig wie möglich von jedweder Technologie zu sein", begründet er die Entscheidung für Linux-Server. Zudem wolle man technische Fortschritte umgehend nutzen können, eine Option die die kommerziellen Softwareanbieter nur sehr eingeschränkt bieten.

Die New York Stock Exchange (NYSE) investiert große Summen in die IT-Infrastruktur für das im vergangenen Jahr in Betrieb genommene Handelssystem NYSE Hybrid Market. Händler können damit Wertpapiere sowohl elektronisch als auch auf klassischem Weg auf dem Börsenparkett kaufen und verkaufen. Die Börsianer verlassen sich dabei überwiegend auf x86-Server von Hewlett-Packard. Bisher sind rund 200 Vier-Prozessor-Server vom Typ Proliant DL585 und 400 Blade-Systeme der Baureihe BL685c installiert. Alle Rechner arbeiten unter Linux und verwenden die Dual-Core-CPUs Opteron von Advanced Micro Devices (AMD). Darüber hinaus nutzen die New Yorker auch die fehlertoleranten HP Integrity Nonstop-Server unter dem Nonstop-Betriebssystem sowie die HP-Management-Software OpenView.

Nach Ansicht von Rubinow ist Linux reif genug, um die hohen Anforderungen der NYSE abzudecken. Zwar fehle dem Open-Source-Betriebssystem noch das eine oder andere Feature, das die seit mehr als 20 Jahren weiterentwickelten Unix-Derivate heute mitbrächten. Doch für seine Zwecke sei der Funktionsumfang ausreichend. Obwohl der CIO mit der neuen Hardware auch das Unix-Derivat HP-UX von Hewlett-Packard nutzen könnte, entschied er sich für Linux. "Wir wollen uns nicht an ein proprietäres Unix binden", erklärt er dazu. Diese Spitze sei indes nicht gegen HP-UX gerichtet, schränkt er ein. Gleiches gelte für das IBM-Derivat AIX und bis zu einem gewissen Grad auch für Solaris von Sun Microsystems.

Der Linux-Schwenk der Börsianer passt zu einschlägigen Marktbeobachtungen von Analysten. Erst kürzlich veröffentlichte Gartner eine Studie, derzufolge die Umsätze mit Unix-Servern in den nächsten fünf Jahren langsam aber stetig zurückgehen. Demgegenüber prognostizieren die Auguren hohe Wachstumsraten für Windows- und Linux-Server. Dessen ungeachtet arbeitet die NYSE nach wie vor auch mit etlichen Unix-Systemen, darunter vor allem Solaris-basierende Rechner. Für das Sun-Betriebssystem spreche, dass es auf verschiedenen Hardwareplattformen laufe, so Rubinow. Dazu zählen auch einige Server von Konkurrenten wie HP. Unterm Strich aber bringe Linux seinem Unternehmen "eine Menge Flexibilität".

Weniger begeistert zeigt sich der CIO in Sachen Server-Virtualisierung. Wer solche Techniken einsetze, müsse dafür mit einer Latenzzeit bezahlen, die sich die NYSE nicht leisten könne. In einem System, das mehrere Hunderttausend Transaktionen pro Sekunde verarbeitet, verursache Virtualisierung einen deutlichen Overhead, der den Durchsatz verlangsamen könne. (wh)