Jahresrückblick 2008

IT-Branche fährt Achterbahn

16.12.2008
Von  und
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Die Milliarden-Deals des Jahres

2008 haben sich die einschlägig bekannten Einkäufer unter den IT-Anbietern in Sachen Zukäufe merklich zurückgehalten. Der wachsende Wettbewerbsdruck und das schwierige wirtschaftliche Umfeld haben offenbar die Finanzverwalter dazu bewogen, die Türen ihrer Tresore geschlossen zu halten - vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Dennoch gab es auch im zurückliegenden Jahr wieder einige Milliardengeschäfte. Das waren die größten Deals:

  • Mit der Übernahme von EDS landete Hewlett-Packard den Deal des Jahres. 13,9 Milliarden Dollar ließ sich der Konzern die Übernahme des Servicespezialisten kosten. Mit dem Zukauf rückte HP nach IBM zum zweitgrößten IT-Service-Provider auf und lockerte den Druck, der auf dem angespannten Produktgeschäft gelastet hatte. Die Verantwortlichen hoffen, in der EDS-Klientel neue Kunden für das HP-Portfolio zu finden.

  • Nach einem monatelangen Katz-und-Maus-Spiel kam Oracle Anfang 2008 doch noch zum Zug und brachte die Übernahme von Bea Systems unter Dach und Fach. Ausschlaggebend dürfte gewesen sein, dass Oracle-Chef Lawrence Ellison tiefer in seine Tasche griff: 8,5 Milliarden Dollar überzeugten offenbar die Teilhaber des Middleware-Spezialisten. Eine Offerte über 6,7 Milliarden Dollar hatten sie wenige Monate zuvor noch als zu gering zurückgewiesen.

  • Der US-Netzbetreiber Verizon Wireless hat sich im Juni den Konkurrenten Alltel geschnappt und damit an die Spitze des heimischen Mobilfunkmarktes katapultiert. Neben dem Kaufpreis von 5,9 Milliarden US-Dollar muss der Käufer für Verbindlichkeiten in Höhe von 22,2 Milliarden Dollar aufkommen.

  • Die Deutsche Telekom stieg im Sommer für 2,5 Milliarden Euro bei dem griechischen Telekom-Anbieter Helenic Telecom ein. Trotz Widerständen gegen den ausländischen Investor kündigte der deutsche Telko-Riese an, von der griechischen Regierung weitere Anteile übernehmen zu wollen.

  • Freenet hat Anfang Juli die 1,6 Milliarden Euro teure Übernahme des Konkurrenten Debitel abgeschlossen. Damit stieg der Provider mit 19 Millionen Kunden zum drittgrößten Mobilfunkanbieter in Deutschland hinter T-Mobile und Vodafone auf.

  • Jahrelang hat Google den übermächtigen Konkurrenten Microsoft in Sachen Suchtechnik vorgeführt. Im Januar platzte dem weltgrößten Softwarehersteller dann der Kragen. Der Konzern kündigte für 1,2 Milliarden Dollar die Übernahme des norwegischen Suchmaschinen-Spezialisten Fast Search & Transfer an.

  • Sun Microsystems schnappte sich Anfang 2008 für rund eine Milliarde Dollar die quelloffene Datenbank "MySQL". Der angeschlagene Server-Hersteller wollte damit seinen Open-Source-Stack komplettieren und seine Softwaregeschäfte in Schwung bringen, da das Hardwaregeschäft schon seit Jahren eigentlich mehr schlecht als recht vor sich hindümpelt. Geholfen hat es wenig: Sun rutschte im Laufe des Jahres immer tiefer in die roten Zahlen.