Woran IT-Projekte künftig nicht mehr scheitern sollen

03.04.2008
Die FHS St. Gallen hat eine Umfrage zum Requirements-Engineering gestartet.

Hier geht es direkt zur Umfrage


Kaum ein Buch oder eine wissenschaftliche Studie zum Thema, das beziehungsweise die nicht im ersten Absatz schon folgender Aussage macht: Mangelhaftes Requirements-Engineering gehört noch immer zu den Hauptursachen für das Scheitern von IT-Projekten. Die Folgen:

  • Ein Drittel aller unternehmensweiten Softwareprojekte werden frühzeitig abgebrochen.

  • Die Hälfte aller Projekte kostet doppelt bis dreimal soviel wie veranschlagt.

  • Zwei Drittel aller IT-Projekte sprengen das Budget.

  • Und drei Viertel überziehen die zeitlichen Vorgaben (siehe auch: "Jedes fünfte Projekt ein Totalausfall").

Diese Situation ist ernst und eine Besserung nicht zu erwarten - zumindest nicht ohne kompetentes Eingreifen. Denn unternehmensübergreifende und agile Geschäftsprozesse, Globalisierung sowie Outsourcing und Offshoring stellen bis anhin nicht gekannte Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit der Projekt-Stakeholder. Neue Regulierungen und "Compliance"-Vorgaben (firmenintern, national sowie international) schießen wie Pilze aus dem Boden und müssen in den Requirements berücksichtigt werden. Die Projekte sind komplexer geworden und werden - zugegebenermaßen - teilweise noch künstlich verkompliziert. Das Zusammenspiel von IT-Prozessen wie Requirements-Management, Change-Request-Management, Configuration-Management, Release-Management und Risk-Management ist häufig nicht präzise geklärt. Software-Tools decken einerseits nur Teilaspekte des Requirements-Engineering ab, offerieren aber zum anderen eine schwer überschaubare Fülle von Funktionen und Methoden, deren Potenzial sich überhaupt nicht ganz ausschöpfen lässt.

Das IREB nimmt sich des Themas an

Das International Requirements Engineering Board (IREB) nimmt sich der Ausbildung und Zertifizierung im Bereich Anforderungs-Management an. Zu den Board-Mitgliedern gehören Unternehmensberater wie die Sophist-Group-Geschäftsführerin Chris Rupp, Hochschullehrer wie Martin Glinz von der RWTH Aachen oder Barbara Paech von der Universität Heidelberg oder Anwender wie Frank Houdek vom Forschungszentrum Ulm der Daimler AG.

Der Begriff Requirements-Engineering umfasst alle Tätigkeiten und Prozesse, die notwendig sind, um Anforderungen an IT-Systeme, Produkte und Personen zu erheben, zu dokumentieren, zu prüfen und zu verwalten. (Zum Thema siehe auch: "Von der Beschaffung zur Beratung") Ein professionelles Requirements-Engineering stellt sicher,

  • dass die Lösungen und Produkte den mit verschiedenen Stakeholdern vereinbarten Anforderungen entsprechen,

  • dass alle relevanten Anforderungen auch tatsächlich erhoben werden,

  • dass diese Anforderungen in Prosa und/oder mit Hilfe von Modellen dokumentiert sind,

  • dass sie auf Vollständigkeit, Konsistenz, Eindeutigkeit, Korrektheit und Testbarkeit geprüft werden

  • und dass Veränderungen der Anforderungen kontrolliert in den Projektablauf einfließen.

Zudem bilden die Ergebnisse des Requirements-Engineering die Grundlage für Aufwandsschätzungen, Risikoanalysen, Projektpläne, Entwicklungsaufträge und Verträge.

Es geht um die Anforderungen

So weit der Hintergrund einer digitalen Umfrage des Instituts für Informations- und Prozessmanagement (IPM) an der FHS St. Gallen - Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Ziel ist eine Bestandesaufnahme des Requirements-Engineering in Unternehmen des gesamten deutschsprachigen Raums. Abgefragt werden das konkrete Vorgehen in den Phasen Erhebung, Dokumentation, Prüfung und Verwaltung, das jeweilige Unternehmensumfeld (Größe, Branche) sowie die subjektive Wahrnehmung des Themas (Zufriedenheit, Potenzial). Als Autoren zeichnen Rainer Endl, Institutsleiter IPM-FHS, Peter Jaeschke, verantwortlich für das Thema Business Process and Requirements Engineering am IPM-FHS, sowie die Projektleiterin Devamani Ott. CIOs, Projektleiter aus IT- und Fachbereichen, Anforderungs-Ingenieure, Business-Analysten und Geschäftsprozess-Spezialisten sowie Auditoren und Anwender sind eingeladen , an der Umfrage teilzunehmen (www.unipark.de/uc/fhs-rqe). Die Auswertung der Ergebnisse wird in demnächst an dieser Stelle veröffentlicht. (qua)